Unetane Tokef
Eines der bekanntesten Gebete an Rosch Haschana ist das Unetane Tokef. Es wird an Rosch Haschana und Jom Kippur in der Synagoge gebetet. Überwiegend wird das Gebet Kalonymus ben Meschullam aus dem elften Jahrhundert zugeschrieben. Eine andere Auffassung besagt, dass, der als Märtyrer gestorbene Rabbi Amnon, der vor ca. 600 Jahren in Mainz lebte, der Verfasser sei.
Rabbi Amnon wurde von seinem Fürsten ständig gedrängt, das Christentum anzunehmen und sich taufen zu lassen. Nachdem er sich lange Zeit geweigert hatte, wollte er sich eine Verschnaufpause gönnen und bat den Fürsten um 3 Tage Bedenkzeit. Zu Hause angekommen, war Rabbi Amnon sehr betrübt. Wie konnte er nur den Fürsten denken lassen, dass er überhaupt den geringsten Zweifel hatte. Er verbrachte die drei Tage in Gebet und Trauer. Nach drei Tagen erschien die Kutsche des Fürsten, um Rabbi Amnon auf das Schloss zu bringen. Als sich Rabbi Amnon weigerte, ließ der Fürst ihn mit Gewalt holen und fragte ihn, ob er es sich überlegt hätte und nun bereit sei, sich taufen zu lassen. Da schrie Rabbi Amnon, dass ihm eine Strafe gebühre für seine unüberlegten Worte, die ihm den Anschein eines Zweifelnden verliehen hätten. Da ließ ihm der Graf als Strafe für seine Verweigerung seine Beine und Arme abhacken. Als Rosch Haschana herannahte, bat Rabbi Amnon vor dem Mussaf-Gebet in die Synagoge getragen zu werden. Dort ließ er sich neben dem Vorbeterpult absetzen und verfasste das wunderbare Gebet „Untane Tokef“. Dann starb er in der Synagoge.
Aus dem Unetane Tokef Gebet:
In deutscher Übersetzung: Zu Rosch Haschana sind sie eingetragen und am Jom Kippur Wird ihr Schicksal besiegelt: Wie viele diese Erde verlassen und wie viele sie betreten werden. Wer leben und wer sterben wird, Durch das Feuer und durch Wasser. Durch das Schwert und durch Hunger. Durch Sturm oder durch Seuche. Wer ein friedliches Leben haben wird und wer ein unstetes beschert bekommt. Und wer Aufrichtigkeit bekommen wird und wer Unruhe. Wer die Ruhe und wer die Qualen erleben wird. Wer erhoben und wer gesenkt wird. Wer reich und wer arm sein wird. Jedoch: Reue, Gebet und Wohltat lenken die Strenge des Urteils ab. | בְּרֹאשׁ הַשָּׁנָה יִכָּתֵבוּן, וּבְיוֹם צוֹם כִּפּוּר יֵחָתֵמוּן: כַּמָּה יַעַבְרוּן וְכַמָּה יִבָּרֵאוּן, מִי יִחְיֶה וּמִי יָמוּת, מִי בְקִצּוֹ וּמִי לֹא בְקִצּוֹ. מִי בַמַּיִם וּמִי בָאֵשׁ. מִי בֶחָרֶב וּמִי בַחַיָּה. מִי בָרָעָב וּמִי בַצָּמָא. מִי בָרַעַשׁ וּמִי בַמַּגֵּפָה. מִי בַחֲנִיקָה וּמִי בַסְּקִילָה. מִי יָנוּחַ וּמִי יָנוּעַ. מִי יִשְׁקֹט וּמִי יִטָּרֵף. מִי יִשָּׁלֵו וּמִי יִתְיַסֵּר. מִי יֵעָנִי וּמִי יֵעָשֵׁר. מִי יֻשְׁפַּל וּמִי יָרוּם: וּתְשׁוּבָה וּתְפִלָּה וּצְדָקָה
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Ist jemandem aufgefallen, dass Leonhard Cohen das Unetane Tokef in einem seinem Lied Who by Fire verarbeitet? Im Text heisst es:
(…) “And who by fire, who by water,
who in the sunshine, who in the night time,
who by high ordeal, who by common trial,
who in your merry merry month of may, who by very slow decay,
and who shall I say is calling?” (…)