Die Prinzipien von Rosch Haschana: Ein neuer Kontinent, ein neues Leben
Dieses Projekt ermöglicht es den Teilnehmenden, sich mit dem Thema der Anfänge auseinanderzusetzen, wobei der Fokus auf den frühen jüdischen Gemeinden auf den amerikanischen Kontinenten liegt und gleichzeitig ein Bezug zu Rosch Haschana hergestellt wird.
- Papier
- Stifte (Kugelschreiber so viele wie Teilnehmende)
- Bastelmaterial (Kleber, Plakate (min. 3), Marker, Filzstifte, usw.)
- Wörterbücher / Duden App
- Ausgedruckt so viele wie Teilnehmende:
- Anhang 1 und 3
- Anhang 4 (mehrer können aber auch eins zusammen lesen)
- Ausgedruckt so viele wie Madrichim / Madrichot:
- Anhang 2
- Ausgedruckt, so dass jede Gruppe ihre Rolle bekommt:
- Anhang 5
- Min. 3x ausgedruckt:
- Anhänge 6 und 7
Dieses Programm beschäftigt sich mit den verschiedenen Anfängen in der Geschichte und Kultur des jüdischen Volkes, die auch heute noch ihre Spuren hinterlassen und Werte für die Gegenwart vermitteln. Im Mittelpunkt steht das Thema „Ein neuer Kontinent, ein neues Leben“, das in drei Aktivitäten vertieft wird. Die erste Aktivität beleuchtet die Verbindung zwischen Ursprung und den grundlegenden Werten, die Neuanfängen zugrunde liegen, sowie die Verknüpfung der verschiedenen Anfänge in der jüdischen Tradition und ihren Werten. Die zweite und dritte Aktivität widmen sich einem besonderen Anfang aus der Geschichte oder Kultur des jüdischen Volkes.
Aktivität 1 - Anfänge und Werte
Dauer: ca. 40 min
Material: Papier, Stifte, Kleber, Wörterbücher / Duden App, Kopien der Fragebögen (Anhang 1 & 3), Anhang 2 für die Madrichim/ Madrichot
Beschreibung:
Diese Aktivität betrachtet das bestehende Verhältnis zwischen Anfängen und Werten. Sie verbindet die Idee der Anfänge mit Rosch Haschana, das ebenfalls einen Neuanfang symbolisiert.
Ziel ist es, diese verschiedenen Bedeutungen mit der Idee von Rosch Haschana in Zusammenhang zu bringen, die Verbindung zwischen Werten und Neuanfang zu analysieren und sich mit den weniger bekannten Anfängen innerhalb des Judentums auseinanderzusetzen.
Durchführung:
Aktivität 1.1 (ca. 20 min)
Der Madrich/ die Madricha beginnt die Aktivität mit einem Gespräch zur Frage: "Wie oft im Leben steht man einem Neuanfang gegenüber?" Es wird erklärt, dass jeder Mensch mehrmals im Leben einem besonderen und vor allem neuen Ereignis gegenübersteht. (Es könnte schon vorher den Chanichim und Chanichot die Aufgabe gegeben werden, ein Foto mitzubringen, das sie bei einem Neuanfang zeigt, wie z. B. der Tag, an dem sie das erste Mal standen oder liefen, der erste Schultag, die Schulabschlussfeier etc.).
Dann erhalten alle den Anhang 1 („Mein Neuanfang-Moment“), füllen ihn aus und kleben – falls vorhanden – das Foto darauf. Anschließend werden die ausgefüllten Blätter betrachtet und besprochen. Dabei soll der Madrich/ die Madricha auch fragen, was sich genau geändert hat, als ein neues Ereignis im Leben stattfand. Z.B. wenn wir laufen lernen, dann sehen wir die Welt plötzlich anders. Wir fühlen uns unabhängiger, weil nun niemand uns von hier nach dort tragen muss. Gleichzeitig entsteht jedoch eine neue Verantwortung: Wir müssen auf uns selbst aufpassen. Fast alle Neuanfänge sind mit einem oder mehreren Werten gekoppelt, aber um diese Konzepte besser zu verstehen, müssen wir zunächst herausfinden, was Werte sind und was ein Anfang ist.
Aktivität 1.2 (ca. 5 min)
Daher erhalten die Chanichim und Chanichot ein Wörterbuch / die Duden App und suchen nach den Definitionen für „Wert“ und „Anfang“. Der Madrich/ die Madricha erhält diese Definitionen vorab (siehe Anhang 2).
Gemeinsam wird nun versucht eine verständliche und klare Definition dieser beiden Begriffe zu erarbeiten.
Aktivität 1.3 (ca. 15 min)
Nun erhalten die Teilnehmenden nun einen Fragebogen, den sie ausfüllen sollen (Anhang 3). Hier können auch die M2 /ZWST-Jugend Werte-Karten zur Hilfe genommen werden.
Für die Durchführung: Werte sind z.B. Freiheit, Respekt, Sorge um die Natur, Sorge um den Nächsten etc.
Wenn alle fertig ist, können die Ergebnisse vorgetragen und diskutiert werden, also inwiefern der Neuanfang und der genannte Wert wirklich miteinander verbunden sind. Der Schwerpunkt dieser Aktivität liegt darin, die Werte und Anfänge zu identifizieren, die von der jüdischen Tradition vorgeschrieben sind. Das Ziel ist es auch sich darauf zu konzentrieren, wie ein Neuanfang oder das Neujahr mit seinen zugrundeliegenden Werten die wahre Bedeutung dieses Anfangs zeigen und festlegen.
Zum Abschluss können die Teilnehmenden gebeten werden, Werte auszuwählen, die zu Rosch Haschana gehören, und die vielleicht vorher noch nicht genannt wurden. Der Madrich/ die Madricha kann auch erklären, dass es im Judentum immer wieder Anfänge gab - manche von ihnen nicht so bekannt, aber gründlich untersucht -, die grundliegende Werte für die jüdische Tradition beinhalten. In der nächsten Aktivität werden wir uns mit einem dieser Werte beschäftigen.
Aktivität 2 – Ein neuer Kontinent, ein neues Leben (Teil 1)
Dauer: ca. 40 min.
Material: Kopien von Anhang 4 & 5, Stifte, Papier
Beschreibung:
Diese Aktivität soll den Teilnehmenden mit Hilfe von Rollenspielen die versteckten Aspekte und Dilemmas der neuen Jüdischen Gemeinden in Amerika zeigen. Sie lernen hier über die Neuanfänge und Entscheidungen der Mitglieder dieser neuen Gemeinden.
Ziele:
Die Teilnehmenden sollen...
- über die Entstehung neuer jüdischer Gemeinden in Amerika lernen
- diesen historischen Moment als eine Chance für das jüdische Volk zu dieser Zeit kennenlernen
- die Entscheidungen dieser jüdischen Menschen mit denen, die in einer anderen Zeit in der Geschichte des jüdischen Volkes gelebt haben, vergleichen.
- über diesen Neuanfang in der jüdischen Diaspora reflektieren
Durchführung:
Aktivität 2.1 (ca. 10min)
Der Madrich/ die Madricha beginnt damit, den Teilnehmenden zu erzählen, wie jüdische Menschen den neuen Kontinent Amerika erreichten. Ausgehend von der Vertreibung der jüdischen Menschen aus Spanien soll untersucht werden, wie es den Menschen, die beschlossen hatten, die spanische Halbinsel zu verlassen und weit entfernt ein neues Leben anzufangen, ergangen war. Dazu verteilt der Madrich/ die Madricha den Text „Die neue Welt“ (Anhang 4). Nach Lesen des Textes wird darüber diskutiert, auch um zu sehen, ob alle den Text verstanden haben.
Aktivität 2.2 (ca. 30min)
Die folgende Erklärung über die Familie Chavez wird vorgetragen und soll anhand von Rollenspielen diskutiert werden:
„Wir befinden uns in Spanien im Jahre 1600. Die Chàvez-Familie hat eine Einladung von Verwandten, die in Neuspanien leben, auch auf den neuen Kontinent umzuziehen. Diese „amerikanischen“ Verwandten haben sich finanziell hinaufgearbeitet, haben aber ihre jüdischen Traditionen völlig abgelegt.
Der Chàvez-Familie wiederum geht es finanziell nicht gut. Sie leben in einer Nachbarschaft, die sie – weil sie jüdisch sind – isoliert haben, besonders in Bezug auf das Handelsgeschäft. Der Vorschlag nach Amerika zu gehen, kommt zu einem passenden Moment, aber dennoch muss die Familie ausdiskutieren, wie es weitergehen soll: Sollte die Familie weiter geheim ihr Judentum ausleben, was zweifellos neue Schwierigkeiten bringen und ihren wirtschaftlichen Aufstieg verhindern wird? Oder sollen sie ein für alle Mal ein neues Leben beginnen?“
Nachdem der Madrich/die Madricha das Dilemma erklärt hat, werden die Rollen an verschiedene Teilnehmende verteilt (siehe Anhang 5 „Rollen und Positionen der Mitglieder der Chávez-Familie). Dazu wird die Gruppe in fünf Kleingruppen eingeteilt. Jede Untergruppe erhält eine Einleitung über ihr Familienmitglied und dessen Rolle in der Familie.
Nachdem sich alle Charaktere der Familie vorgestellt haben, beginnt eine Diskussion zur Frage: Bleiben oder Gehen? Am Ende sollte eine Abstimmung darüber, was die Familie tun soll, stattfinden. Abschließend können alle gefragt werden, ob die Entscheidung der Gruppe auch das ist, was sie persönlich in dieser Situation gemacht hätten.
Aktivität 3 – Ein neuer Kontinent, ein neues Leben (Teil 2)
Dauer: ca 40 min
Material: Papier, Stifte, Bastelmaterial, wie Farbe, Pappe, Kleber, etc., Kopien der Anhänge 5 und 6
Durchführung:
Der Madrich/ die Madricha erzählt: „In der vorherigen Aktivität haben wir das Leben einer Familie kennengelernt, die über ihre Zukunft entscheiden musste, vor allem über ihre Zukunft als jüdische Menschen. Viele haben damals an die Chancen geglaubt, die ihnen in der neuen Welt versprochen wurden. Die jüdische Gemeinde in Surinam war ein Beispiel für großen Wachstum. Die jüdische Bevölkerung wurden durch eine Reihe von wirtschaftlichen Aktivitäten, wie Landbesitz und Zuckerplantagen, sehr reich.
Nach dieser Einführung wird die Gruppe in drei Kleingruppen eingeteilt. Jede Gruppe stellt eine Gruppe von jüdischen Personen dar, die kürzlich aus der „alten Welt“ angekommen sind. Jede Kleingruppe entspricht einer anderen Stadt, die zu den englischen Europäern gehört. Sie erhalten alle die gleichen zwei Texte (siehe Anhänge 6 & 7).
In diesen Texten erhalten die Teilnehmenden eine kurze Erklärung des historischen Kontexts und einen Auszug aus „Brief der Privilegien“.
Die Teilnehmenden erhalten folgende Anweisungen:
- Ihr seid eine Gruppe von jüdischen Menschen, die auf dem neuen Kontinent angekommen sind, um sich ein jüdisches Leben und eine finanzielle Zukunft für ihre Familien aufzubauen.
- Lest bitte sorgsam die zwei Texte, die Ihr bekommen habt.
- Beachtet besonders den „Brief der Privilegien“.
- Bereitet einen Plan vor, eine neue jüdische Gemeinde in Surinam zu gründen.
- Am Ende werden 3 Pläne vorliegen, da es drei Kleingruppen gibt. Sie werden dann im Plenum präsentiert.
- Ihr bekommt ca. 40 000 Quadratmeter Land (ca. 4 Fußballfelder) zur Verfügung für alle Gemeindeaktivitäten.
- Bitte legt Euren Plan schriftlich nieder, d.h. es können Zeichnungen, Baupläne oder sogar Mini-Modelle der geplanten neuen Gemeinde sein.
- Im Anschluss präsentiert jede Gruppe ihre schriftlich niedergelegten Pläne und Modelle und bezieht sich im Besonderen auf die Bedürfnisse der neuen jüdischen Gemeinde.
- Nach der Präsentation aller Gruppen werden alle Vorschläge in einer Liste aufgenommen und es wird versucht sich auf ein übereinstimmendes Modell zu einigen, indem man aus jeder Gruppe die grundsätzlichen Elemente zur Konstitution und Konstruktion der Gemeinde herausfiltert.
- Es soll nicht ein komplettes Modell der einen Gruppe ausgewählt werden, sondern ein aus allen Ideen der drei Gruppen bestehendes Modell.
- Option: Zum Schluss wird das beschlossene Modell nachgebaut.
Der Madrich/ die Madricha stellt einen Bezug zu Rosch Haschana her. Bei diesem Feiertag geht es um einen Anfang. Auch hier setzen sich Menschen oft Ziele und nutzen die Zeit zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur, um auf das letzte Jahr zurückzublicken und zu überlegen, was sie gut fanden und was sie gerne verändern wollen.
Hier können die Teilnehmenden noch einmal die Zeit bekommen, auf die erste Aufgabe mit den Neuanfängen zurückzublicken und zu überlegen, ob bei ihnen weitere Neuanfänge anstehen und wie sie diese angehen wollen.