So lange die Kerze noch brennt …
Eines Tages war der berühmte Rabbi Israel Salanter spät in der Nacht noch unterwegs, als er eine kleine Schumacherei sah, in der ein Schuster über dem Lichtschein einer Kerze, arbeitete. Weil es so spät war, dachte Rabbi Salanter, dass es an der Zeit sei, den Laden zu schließen und schlafen zu gehen, der Kerzenrest war so klein, dass er sowieso gleich erlöschen würde.
Er sagte zum Schuster: „Die Kerze ist fast erloschen und es ist spät … möchtest du nicht Schluss machen und schlafen gehen?“
Da antwortete der Schuster mit einem ganz besonderen Satz. Mit einem Satz, der gleichzeitig so naiv und so tiefgründig war: „Rabbi, so lange die Kerze brennt, kann man noch verbessern.“
Rabbi Israel adoptierte diesen Satz als praktische Lebensregel.
Oftmals überkommt den Menschen eine große Verzweiflung, bis er selbst überzeugt davon ist, dass jede Hoffnung verloren ist. Sein Leben ist so verbogen, dass alles kaputt ist - so sehr kaputt, dass es scheint, als könne man nichts mehr reparieren.
Was für ein grausamer Begriff – Verzweiflung! Er steht für das Ende des Weges, für das Eintreten des Bösen, ohne jede Möglichkeit, das Gute jemals wieder zu berühren. Verzweiflung ist das Gefühl, dass es nicht mehr den geringsten Zweck hat, zu versuchen, etwas zu verbessern.
So lange unsere Kerze aber noch brennt, solange die Seele noch in unserem Körper lebt, gibt es keinen Raum für Verzweiflung! So lange unsere Kerze brennt, können wir verbessern.
Lasst uns jetzt damit beginnen!