Slicha
Kurz vor Jom-Kippur bat der Lehrer seine Schüler und Schülerinnen einen Rucksack und einen Sack Kartoffeln in die Klasse mitzubringen.
„Nun sucht für jeden Menschen, der euch im vergangenen Jahr geärgert oder beleidigt hat, eine Kartoffel aus, schreibt seinen Namen darauf und legt sie in den Rucksack.“ Manche Rucksäcke wurden sehr schwer, andere etwas leichter. „Nun müsst ihr während einer ganzen Woche den Rucksack überall mitnehmen, egal wohin ihr hingeht.“
Die Schüler und Schülerinnen taten, wie der Lehrer befohlen. Überall war nun der Rucksack mit dabei: Im Unterricht, beim Sport, beim Shopping und sogar nachts beim Schlafen.
Der Rucksack war furchtbar lästig. Er war schwer, sperrig und man musste den ganzen Tag daran denken, ihn nicht irgendwo zu vergessen. Die Schüler verstanden schnell, welches „Gewicht“ sie mit sich herumschleppten und welchen Preis sie dafür zahlten. Nach einigen Tagen begannen die Kartoffeln in dem Rucksack auch noch zu faulen und eine gelbe, stinkende Flüssigkeit tropfte unten heraus.
Nach einer Woche sagte der Lehrer: „Nun verzeiht in eurem Herzen allen, die euch im vergangenen Jahr beleidigt oder geärgert haben und löscht euren Groll - danach dürft ihr den Rucksack entsorgen.“
Denke nach:
Wem machen wir ein größeres Geschenk, wenn wir verzeihen? Dem Menschen, dem wir verzeihen oder uns selbst?