Schau nicht auf den Krug, sondern auf seinen Inhalt.“ (Mischna, Awot 4,27)

Shiurim und Geschichten

Schau nicht auf den Krug, sondern auf seinen Inhalt.“ (Mischna, Awot 4,27)

" אַל תִּסְתַּכֵּל בַּקַּנְקַן, אֶלָּא בַמֶּה שֶׁיֵּשׁ בּוֹ".(משנה, אבות 27,4)
Zielgruppen
12-14 Jahre
über 15 Jahren
Ziel

Mit Hilfe dieser Geschichte soll den Chanichim und Chanichot verdeutlicht werden, dass man Menschen nicht nach ihrem Äußeren beurteilen sollte.   

Beschreibung / Ablauf / Durchführung

Ein Ehepaar, einfach gekleidet, schreitet zum Büro des Dekans der Harvard-University. Sie haben keinen Termin. Die Sekretärin des Dekans erkennt sofort, dass sie es hier mit armen Leuten zu tun hat, die in Harvard nichts verloren haben.

„Wir würden gerne mit dem Herrn Dekan sprechen“, sagt der Mann mit sanfter Stimme.

„Er ist beschäftigt und wird es den ganzen Tag über sein“, antwortet die Sekretärin unfreundlich. 

„Wir werden warten, bis er Zeit hat“, sagt die Frau entschlossen.

 

Stundenlang sitzen die beiden auf zwei Holzstühlen, von der Sekretärin ignoriert, die darauf hofft, dass sie das Warten aufgeben und aus ihrem Büro verschwinden. Aber sie gehen nicht und die Sekretärin wird zusehends nervös. Irgendetwas muss mit den beiden geschehen. Letztendlich beschließt sie, den Dekan zu stören.

„Wenn Sie sie vielleicht nur für ein par Minuten empfangen … danach gehen sie vielleicht.“

Der Dekan nickt genervt. Widerwillig steht er auf und geht zu dem Paar ins Vorzimmer.

Die Frau erklärt: „Unser Sohn hat ein Jahr lang hier in Harvard studiert. Er liebte die Universität und war sehr glücklich bei Ihnen. Vor einem Jahr verlor er sein Leben bei einem Autounfall. Mein Mann und ich möchten gerne hier auf dem Universitäts-Campus ein Andenken für ihn errichten.“ 

Der Dekan zeigt sich kein bisschen beeindruckt. 

„Gute Frau“, sagt er ungeduldig, „Wir können doch keine Gedenktafel für jeden errichten, der hier mal studiert hat und gestorben ist! Würden wir das tun, sähe unser Campus bald aus wie ein Friedhof.

„Aber nein“, beeilt sich die Frau den Irrtum aufzuklären. „Wir möchten keine Gedenktafel, sondern wir dachten daran, der Universität einen Neubau zu spenden, der nach unserem Sohn benannt wird.“

Der Dekan verdreht die Augen und bellt: „Einen Neubau? Haben Sie überhaupt einen Blassen Schimmer, was so ein Neubau kostet? Wir haben jetzt gerade den neuen Physikbau eingeweiht! 7,5 Millionen Dollar hat der uns gekostet!“

Die Frau ist still, der Dekan zufrieden. Gleich wird er die beiden los sein. 

Seelenruhig sagt die Frau zu ihrem Mann: „Wenn das alles ist, was ein Neubau kostet, warum bauen wir nicht einfach eine eigene Universität?“ Der Mann überlegt kurz und nickt dann leicht mit dem Kopf. Der Dekan wird blass. Dann beginnt er zu schwitzen.

 

Herr und Frau Stanford stehen auf und gehen ihrer Wege. Sie fahren nach Palo Alto, California, und gründen dort - im heutigen Silicon Valley - eine Universität, die ihren eigenen Namen trägt: die berühmte Stanford-University. Als Gedenkstätte für ihren verstorbenen Sohn, der von Harvard ignoriert wurde.

 

Wie leicht kann man doch den wahren Charakter eines Menschen erkennen, und zwar daran, wie er Leute behandelt, von denen (allem Anschein nach) nichts zu erwarten ist!

 

Geschichte von Riki Kitaro. Aus dem Hebräischen übersetzt von Iris Elkabets-Rosen. 

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