„HIER FLOGEN KEINE SCHMETTERLINGE; HIER WUCHSEN KEINE BÄUME UND BLÜHTEN KEINE BLUMEN. ABER KINDER MUSSTEN HIER LEBEN: KINDER UND JUNGE LEUTE – GEFANGENE WIE ALLE ANDEREN.“

Irma Lauscherova, ehemalige Erzieherin in Theresienstadt berichtet: „Theresienstadt liegt in einem Becken und ist eine künstlich errichtete Festung mit Wällen und Basteien, die man erst sieht, wenn man ihnen unmittelbar gegenübersteht. Trockene statistische Zahlen besagen: mehr als 15.000 Kinder passierten das Ghetto Theresienstadt, nur ungefähr einhundert kamen zurück.

Was verbirgt sich hinter diesen beiden Zahlen?

Furchtbare hygienische Bedingungen in dem überfüllten Städtchen, wo man sogar mit dem Waschwasser sparsam umgehen musste und warmes Wasser ein kaum erreichbarer Luxus war, wo ein winziges Stück Seife die Ration für sechs Wochen darstellte. Mangel an den primitivsten hygienischen Einrichtungen. Mangel an Nahrungsmitteln, nichts womit man den Mangel wenigstens füllen konnte, von wertvollen Nährstoffen gar nicht zu reden.

Überfüllt Quartiere. Überfüllte Gassen. Ein menschlicher Ameisenhaufen, dem es scheinbar an jeder zielstrebigen Organisation fehlte.

Am Anfang gab es Schmutz, Flöhe, Wanzen, Läuse, Mäuse, Ratten. Ansteckende Krankheiten wüteten natürlich in einem solchen Milieu: Impetigo, schwere Bindehautentzündungen, ernste Fälle von Gelbsucht, Bauchtyphus, selbst die kleinsten Wunden eiterten, häufig Panaritum (Fingerentzündungen), schwerer Darmkatarrh, Masern in einer sehr gefährlichen Form, Scharlach, Diphterie, Mumps, Gerstenkörner waren stark verbreitet, verschiedene Formen von Tuberkulose und so weiter.

Theresienstadt – eine geschlossene Festung mit nichts als kahlen Mauern.

Hier flogen keine Schmetterlinge, hier wuchsen keine Bäume und blühten keine Blumen. Aber Kinder mussten hier leben.

Kinder und junge Leute – Gefangene wie alle anderen.

Und lebten sie? Ja, sie lebten.

Aber wie lebten sie?...