Der alte Baum oder Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach eine Limonade daraus

Shiurim und Geschichten

Der alte Baum oder Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt, mach eine Limonade daraus

Eine Geschichte zu Tu BiSchwat
Zielgruppen
6-11 Jahre
12-14 Jahre
über 15 Jahren
Beschreibung / Ablauf / Durchführung

Herr A. lebt in einem schönen Haus, das nur ihm allein gehört. Das Haus besitzt viele Zimmer, schöne große Fenster, die viel Licht hineinlassen, ein stabiles Dach und einen großen Keller. Alles ist perfekt an diesem Haus, außer … dem Garten. Mitten im Garten steht nämlich ein großer hässlicher und schief wachsender Baum mit knorrigen Ästen. Herr A. hasst diesen Baum. Jeden Tag, wenn er aus dem Fenster in seinen Garten schaut, denkt er bei sich: „Was für ein schöner Garten hier wachsen könnte, wenn dieser Baum nicht wäre!“ Eines Tages trifft er seinen Nachbarn von rechts. „Ich habe kein Glück“, klagt Herr A. „Bei mir wächst kein Garten!“ „Glück? Ein Garten ist doch keine Glückssache!“ „Keine Glückssache?“ „Natürlich nicht! Wenn du einen Garten pflanzt, wird ein Garten wachsen. Natürlich nur, wenn du ihn hegst und pflegst. Du musst wässern, düngen, Unkraut zupfen, saubermachen … und das jeden Tag.“ Die Idee gefällt Herrn A. „Stellt euch vor, ein blühender Garten vor meinem Haus!“ ruft er begeistert. „Was soll ich anpflanzen?“ berät er sich mit seinem Nachbarn von links. „Blumen“, antwortet der Nachbar von links. „Blumen sind das Schönste auf der Welt.“ „Gemüse“, sagt der Nachbar von rechts. „Gemüse ist das Nützlichste auf der Welt.“ Letztendlich beschließt Herr A. in seinem Garten beides zu pflanzen – Blumen und Gemüse. Aber zuerst muss der verhasste Baum weg.

 

Er geht zum Baum und bittet ihn höflich: „Verzeihung, kannst du etwas zur Seite rücken, ich möchte hier einen Garten pflanzen.“ Der Baum bewegt sich nicht von der Stelle. „Hallo“, sagt Herr A., diesmal etwas weniger höflich. „Kannst du dich zur Seite bewegen? Ich will hier einen Garten pflanzen!“ Aber der Baum blieb stehen. „Ich werd’s dir zeigen!“, schreit Herr A. und versetzt dem Baum einige Tritte. Der Baum bleibt standhaft, aber Herr A. hat nun einen blutigen Fuss. Er ist außer sich vor Zorn. Weinend und fluchend jagt er zum Schuppen und holt eine Axt. Als er jedoch auf den Baum einschlägt, bricht die Axt entzwei. Es ist nichts zu machen. Der Baum steht mitten im Garten und sieht hässlicher aus denn je.

 

„Das ist mein Garten“, brüllt Herr A. „Ich kann hier machen, was ich will!“ Und tatsächlich macht er, was er ursprünglich wollte. Er legt einen wunderschönen Garten an. Um den Baum herum blühen jetzt bunte Blumen und es gedeihen schmackhafte Tomaten, Gurken und Paprika. Herr A. isst jeden Abend einen Salat, während er sich an den Blumen in der Vase erfreut.

 

Herr A. ist ein fleißiger Gärtner: Täglich wässert er die Pflanzen, jätet Unkraut, hackt und säubert seine frisch angelegten Beete. „Was für einen schönen Garten ich haben könnte, wäre nur dieser hässliche Holzklotz nicht genau in der Mitte!“ ärgert Herr A. sich jeden Morgen. Herr A. hasst den Baum so sehr, dass er gar nicht merkt, wie sehr der Baum sich verändert hat. Denn seitdem der blühende Garten um ihn herum ist, trinkt der Baum mit von dem Wasser und richtet sich nach und nach auf. Seine Äste bringen zuerst hellgrüne Knospen, dann weiße Blüten und später wundervolle rote Äpfel hervor.

 

Eines Morgens, als Herr A. gerade damit beschäftigt ist, ein besonders störrisches Unkraut zu jäten, kommen die beiden Nachbarn herbei. „Wie schön!“ ruft der Nachbar von rechts. „Wie hast du es geschafft, so etwas Wunderbares zu pflanzen?“, fragt der Nachbar von links. „Meinst du die Blumenbeete oder das Gemüse?“, fragt Herr A. „Ich meine diesen wunderbaren Apfelbaum, den du hier in der Mitte gepflanzt hast, da wo früher der alte, knorrige stand. Seht euch diese prachtvollen Früchte an!“ Der Nachbar von rechts pflückt einen Apfel und beißt herzhaft hinein. „Und wie süß und saftig sie sind! Der Baum ist das Schönste auf der Welt.“ „Und das Nützlichste auf der Welt“, fügt der Nachbar von links hinzu. „Du kannst stolz sein, dass bei dir so etwas Schönes wächst!“ Herr A. ist verwirrt. Plötzlich betrachtet er seinen Baum mit neuen Augen. Er probiert einen knallroten, appetitlich aussehenden Apfel – und tatsächlich schmeckt dieser hervorragend. „Wo kommt dieser schöne neue Baum auf einmal her? Und wo ist der alte hässliche hin?“ fragt er und sieht seine beiden Nachbarn fragend an.

 

Denkanstöße zur Geschichte: 

 

1. „Wenn das Schicksal dir eine Zitrone gibt, mach eine Limonade daraus.“ (Dale Carnegie) Im Leben eines jeden Menschen gibt es Dinge, die ihn stören, die er aber nicht ändern kann. (Z.B. Körpergröße, Hautfarbe, Herkunft) Wenn man sich aber „drumherum“ erfolgreich etwas aufbaut, dann erscheint auch unsere „ungeliebte Eigenschaft“ in einem anderen Licht. Was man wirklich nicht ändern kann, muss man akzeptieren. Dafür aber soll man all seine Kräfte und Fähigkeiten in die Dinge stecken, die man sehr wohl ändern kann. Ausschlaggebend ist am Ende das Gesamtbild. Derjenige, der von außen schaut, sieht den ganzen Garten, nicht den einzelnen Baum.

 

2. Die Geschichte ist ein Gleichnis und unser Garten ist der Staat Israel. Als die ersten Einwanderer (Olim) Ende des 19. Jahrhunderts nach Erez Israel kamen, war das Land Wüste und Sumpf. Es gab nichts – keine Städte, keine Schulen, keine Krankenhäuser, keine Bäume und Gärten, stattdessen gab es Krankheiten, Sümpfe, Hitze, Wüste und feindselige Nachbarn. (Der alte knorrige Baum). Die Olim waren fleißig und bauten unter Einsatz ihres Lebens das Land auf. Während wir uns heute noch manchmal über Israel ärgern, haben unsere Nachbarn (die arabischen Staaten) erkannt, dass sich mittlerweile ein wunderbarer Baum in einem blühenden Garten (der heutige Staat Israel) entwickelt hat. Seien wir stolz auf unseren Baum und auf unseren Garten!

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