Aussagen im Auschwitz-Prozess, 1964
Simon Gotland Paris Aussage im Auschwitz-Prozess, 1964:
„Einmal kam ein Zug mit dreitausend Menschen an. Es waren alles Kranke. Baretzki sagte: ‚Du hast zehn bis zwanzig Minuten Zeit, sie aus den Waggons zu treiben.’ Eine Frau gebar ihr Kind. Ich wickelte es in ein Kleidungsstück und legte es neben die Mutter auf den Boden. Dann brachte ich der Mutter aus einem anderen Waggon ein Lebensmittelpaket. Baretzki kam mit dem Stock auf mich zu und schlug mich und die Frau. ‚Was spielst du mit dem Dreck’, schrie er mich an. Das Kind fiel auf den Boden, und er trat es zehn bis fünfzehn Meter mit dem Fuß fort wie einen Fußball. Dann befahl er mir: ‚Bring die Scheiße hierher.’ Da war das Kind tot.“
Dunja Wasserström, pol. Häftling in Auschwitz, Aussage im Auschwitz-Prozess, 1964:
„Da hat man jüdische Kinder nach Auschwitz gebracht. Ein Lastwagen kam und hielt einen Moment vor der politischen Abteilung. Da ist ein kleiner Junge herunter gesprungen. Er hat einen Apfel in der Hand gehabt. In der Tür der Politischen Abteilung standen Boger und Draser (ein Sachbearbeiter der SS). Ich habe am Fenster gestanden. Das Kind stand neben dem Wagen mit seinem Apfel und hat sich so amüsiert. Da ist Boger zu dem Kind gegangen, hat es bei den Füßen gepackt und mit dem Kopf gegen die Baracke geschmettert. Dann hat er ruhig den Apfel genommen. Und Draser hat mir gesagt, ich soll ‚das’ abwischen an der Wand. Etwa eine Stunde später bin ich zu Boger gerufen worden, als Dolmetscherin zu einem Verhör, und habe gesehen, wie er diesen Apfel des Kindes gegessen hat.“
Filip Müller, der als 20-jähriger im Sonderkommando der Krematorien Birkenau arbeiten musste, Aussage im Auschwitz-Prozess 1964:
„Es war 1944, dass es zu solchen Szenen gekommen ist unter Oberscharführer Moll. Er nahm das Kind von der Mutter weg, hat es weggetragen, was ich gesehen habe im Krematorium IV, wo es zwei große Gruben gegeben hat. Er hat die Kinder hineingeworfen in das kochende Fett von diesen Leuten. Dann ging er zu seinem ‚Diener’, einem Franzose, einem Meister des Federgewichts, und sagte wörtlich: ‚Es ist möglich, sich satt zu essen. Meine Pflicht habe ich erfüllt.“