Aus dem Tagebuch von Helga Kinsky
Dienstag 6. April 1943
„Morgen kommt der SS-Mann Günther. Kein Kind darf morgen auf die Straße hinaus. Papa weiß nichts davon, und ich werde bis morgen verhungert sein…“
Samstag 10. April 1943
„Wir dürfen die Kaserne nicht verlassen. Ohne Durchlassschein darf man nicht auf die Straße, Kinder bekommen aber keinen Schein. Angeblich kann das eine Woche dauern oder sogar einige Monate. Ich fürchte, ich würde Papa jetzt lange Zeit nicht sehen, aber er hat mich schon zweimal besucht. Ich komme mir vor wie ein Vogel im Käfig. Und das alles weil zwei Häftlinge aus dem Ghetto geflohen sind…“
Donnerstag 26. August 1943
„Es ist jetzt schrecklich hier. Unter den älteren, gescheiteren Kindern herrscht große Spannung. Es werden Transporte in ein neues Ghetto vorbereitet – ins Unbekannte. Und noch etwas: Heute Nacht werden 1.500 Kinder ankommen. Sie sind aus Polen. Wir machen Spielsachen und kleine Taschen und Netze für sie… Ich habe Durchfall. Von 27 Kindern haben 19 Durchfall und 16 liegen krank im Bett. Zwei Aborte für 100 Kinder sind nicht genug, wenn in jedem ‚Heim’ ein infektiöser Durchfall wütet. Wie diese Aborte ausschauen!“