Aus dem Tagebuch eines unbekannten Lagerinsassen

Shiurim und Geschichten

Aus dem Tagebuch eines unbekannten Lagerinsassen

Zielgruppen
über 15 Jahren

Eines Tages, als wir von der Arbeit in das Lager zurückkehrten, sahen wir auf dem Appellplatz drei Galgen, die wie drei schwarze Raben aussahen.

 

Die tägliche Zeremonie: Abzählen, die SS-Leute umzingeln uns und halten ihre Maschinengewehre, die auf uns gerichtet sind, bereit. 

Drei Opfer, in Ketten gelegt, werden zu den Galgen geführt. Einer von ihnen ist ein kleiner Junge, ein Engel mit traurigen Augen.

 

Die drei Opfer stiegen langsam auf die Stühle. Die Schlingen wurden um ihre Hälse gelegt. „Es lebe die Freiheit!“ riefen die beiden älteren Häftlinge. Der Junge blieb stumm.

Auf ein Zeichen des Lagerkommandanten werden die Stühle ruckartig weggeschoben.

 

Danach begann der Marsch, der an den Galgen vorbeiführte. Die zwei Älteren waren nicht mehr am Leben. Ihre Zungen hingen Ihnen blau und geschwollen aus dem Mund. Nur das dritte Seil regte sich noch. Da der Junge so leicht war, lebte er noch. Mehr als eine halbe Stunde schwebte er zwischen Leben und Tod und erlitt vor unseren Augen furchtbare Todesqualen. Wir mussten ihn ansehen, wir mussten ihm direkt in die Augen schauen. Als ich an ihm vorbeikam, lebte er noch.

Seine Zunge war noch rot, sein Blick noch nicht glasig – wie der eines Toten.

 

Hinter mir hörte ich jemanden fragen: „Wo ist denn jetzt unser G'tt?“ Und ich hörte meine innere Stimme ihm antworten: „Wo er ist? Hier ist er! Er hängt am Galgen.“

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