Das Buch Jona

Peuloth

Das Buch Jona

Alter
Alter
ca. 14 bis 18
Dauer
Dauer
90 bis 120min
Group Size
Gruppengröße
15 bis 30 Personen
Zielgruppen
12-14 Jahre
über 15 Jahren
Ziel

Die Chanichim und Chanichot lernen spielerisch die Gebräuche und Traditionen zu Jom Kippur, Begriffe wie Fasten und Kaparah, sowie die Botschaft des Buches Jona kennen

Benötigte Materialien
  • Eine Torah
  • Papier
  • Stifte
  • Instruktionskarten
Einführung

Informationen für den Madrich/ die Madricha:

Das Hauptthema des Buch Jona ist die Wichtigkeit der Reue und Umkehr, das nicht nur das Volk Israel vor Bestrafung bewahrt, sondern auch andere Orte wie Nineve, die Stadt des Bösen und der Ungerechtigkeit. Die Geschichte betont, dass das Wichtigste nicht das Fasten und andere Taten sind, sondern innere Buße und Umkehr vom bösen Weg. Daher lesen wir am Jom Kippur das Buch Jona.

Das Buch wirft folgende Fragen auf:

  1. Warum weigert sich Jona, G'ttes Anweisungen auszuführen?
  2. Wie wollte er vor Gtt auf dem Schiff fliehen?
  3. Wie kann man das Wunder, das Jona von einem Fisch verschluckt wurde, interpretieren?
  4. G'tt gab Jona eine Mission. Er darf frei wählen und wählt die Flucht: Vor wem oder was flieht er?
  5. Was für ein Mensch ist Jona?
Beschreibung / Ablauf / Durchführung

1. Teil:

 

Möglichkeit 1: 

Der Madrich/ die Madricha erzählt die Geschichte von Jona zusammengefasst und betont die wichtigsten Punkte (die komplette Geschichte ist im Anhang zu lesen):

 

Beim Jom-Kippur-G’ttesdienst am Nachmittag lesen wir das Buch Jona. Die zentrale Idee des Buches ist das Thema der Reue/Buße der Bewohner*innen der Stadt Ninive, die eintrat, als der Prophet sie drängte, von ihrem bösen Weg abzukommen.  Dadurch bewahrten sie sich selbst von den Katastrophen, die der Prophet vorausgesagt hatte. Vor ihrer Reue hatte G’tt Jona beauftragt, über die Zerstörung, die vor Ninive lag, zu predigen. Aber er führte diese Mission nicht zu Ende, wand sich vorher von G’tt ab. Daher ging er auf ein Schiff am Hafen von  Joppa und fuhr nach Tarshish, das in entgegen gesetzter Richtung lag. 

Während der Reise brach ein Sturm aus, der das Leben der Reisenden gefährdete. Jona gestand ihnen, dass er schuld daran sei, weil er vor G’tt fliehe und daher willigte er ein, dass man ihn über Bord werfe. Sogleich legte sich der Sturm. Während Jona im Meer trieb, näherte sich ein großer Fisch (der Legende nach ein Wal) und verschluckte Jona. Er blieb für drei Tage im Bauch des Fisches und weinte und betete zu G’tt, der ihn schließlich an der Küste ausspuckte. Jona machte sich auf den Weg nach Ninive und führte seinen Auftrag aus. Als die Menschen der Stadt die Prophezeiung hörten, bereuten sie alles und fasteten, so dass G’tt ihnen ihre bösen Taten verzieh. 

Jona war sehr bestürzt zu sehen, dass seine Prophezeiung nicht eintrat und sagte: „Ich würde lieber sterben, als leben“ (4:3).

G’tt wollte Jona zeigen, warum es so wichtig war, die Bewohner von Ninive zu schonen und daher pflanzte er eine Rizinuspflanze und ließ sie so groß werden, dass ihre großen Blätter Jona vor der Sonne schützten, aber schon am nächsten Tag schickte G’tt einen Wurm, der den Baum so schrumpfen ließ, dass die sengende  Sonne auf Jonas Kopf schien, was ihn sehr verärgerte. Was war die Lektion, die G’tt Jona erteilte? Und G’tt sagte zu Jona: „Du bedauerst das Schwinden der Rizinuspflanze, um die du dich gar nicht bemüht und die du nicht einmal gepflanzt hast – und ich soll kein Mitleid mit der großen Stadt Ninive haben, in der so viele unschuldige Menschen leben?“ (4:10-11)

 

Nach der Erzählung sollen die Teilnehmenden folgende Fragen bearbeiten:

 

  1. Warum hat sich Jona von G’tt abgewandt und wie ist er vor ihm geflüchtet?
  2. Hat er wirklich geglaubt, G’tt entkommen zu können?
  3. Warum wollte er die Bewohner von Ninive nicht vor der Zerstörung warnen?
  4. Wann bat Jona G’tt um Hilfe und warum?
  5. Warum schickte G’tt einen großen Fisch, der Jona verschluckte?
  6. Warum weinte und betete Jona im Fisch zu G’tt? Was hilft das Beten?
  7. Wovor bewahrte Jona sich selbst und wovor nicht?

 

 

Möglichkeit 2:

Die Teilnehmenden lesen gemeinsam die 4 Kapitel des Buches Jona aus der Torah und diskutieren dann die obigen Fragen und auch noch nachfolgende:

  1. Welche Rolle spielt die Rizinuspflanze?
  2. Warum war Jona verärgert?
  3. Die Bewohner von Ninive begingen „Tschuwa“. Wie?
  4. Hat auch Jona „Tschuwa“ begangen. Wo und wie?
  5. Im Vers 1:9 sagt Jona: „Ich bin ein Hebräer“ (Iwri Anochi). Warum sagt er dies?
  6. Warum sagt Jona: „Ich würde lieber sterben als leben?“
  7. Welches ist die Lektion, die G’tt letztendlich Jona erteilt? Analysiere gewohnheitsmäßige Missetaten. Reflektiere über ihre Konsequenzen und wie sie in die richtige Richtung gelenkt werden können.

 

 

2. Teil: Gruppenarbeit

 

Möglichkeit 1:

Die Teilnehmenden werden in 5 Gruppen geteilt. Der Madrich/ die Madricha erklärt ihnen, dass sie in Gruppen arbeiten werden, als ob sie Angestellte eines Zeitungsverlages wären. Sie werden Korrektur lesen, illustrieren und die verschiedenen Aspekte des Buches Jona diskutieren. Jede Gruppe erhält eine andere Aufgabe (siehe Anhang) und unterschiedliche Abschnitte der Zeitung zum vorbereiten. Es wird empfohlen, den Teilnehmenden auch Kommentare zum Buch Jona zur Verfügung zu stellen. Nach einer Stunde kommen alle Teilnehmenden wieder zusammen um eine abschließende Sitzung vor dem Druck der Zeitung abzuhalten. Dabei sollen wichtige Themen des Leitartikels und auch Fragen aufgeschrieben und diskutiert werden, z.B. warum Jona weggelaufen ist, warum wollte er seine Mission nicht erfüllen, etc.

 

Möglichkeit 2:

Die Teilnehmenden werden in 5 Gruppen eingeteilt. Vier der Gruppen erhalten jeweils ein Kapitel des Buches Jona, das aus 4 Kapiteln besteht,  und erhalten die Aufgabe, es vorzuführen. Die fünfte Gruppe wird beauftragt ein 5. Kapitel zu schreiben und es nachzuspielen.

 

 

3. Teil:

 

Die Teilnehmenden präsentieren die Zeitung bzw. führen ihr jeweiliges Kapitel vor.

 

 

4. Teil:

 

Möglichkeit 1:

Nun sollen die Ideen des Buches Jona auf unsere Zeit übertragen werden und folgende Fragen diskutiert werden.

 

  1. Ist das Buch Jona nur ein biblischer Auszug aus der Geschichte oder stellt es eine aktuelle Herausforderung dar?
  2. Welche Rolle hat der Prophet?
  3. Gibt es auch heute noch Prophet*innen?
  4. Was ist der Unterschied zwischen Prophet*innen und anderen führenden Personen?
  5. Warum lesen wir das Buch Jona genau an Jom Kippur? (Das Konzept der Tschuwa sollte hier betont werden)

 

Möglichkeit 2:

Laut unserer Tradition besitzen wir drei Elemente, um unser Leben umzuwandeln. Diese sind Tschuwa (kritische Reflektion über unsere Taten), Tfila (Gebet) und Zedaka (Wohlfahrt). Eines der Dinge, die Mangelware in dieser Welt sind, ist der Zusammenhang zwischen dem, was wir denken, was wir sagen und was wir tun und es ist genau dieser Zusammenhang, der unsere Einstellung dem Leben gegenüber und unser moralisches Verhalten bestimmt.

 

Das Gebet in Betracht zu ziehen, ist eines der wichtigsten Elemente des Buches Jona und auch von Jom Kippur. Daher könnte der Madrich/ die Madricha den Teilnehmenden vorschlagen, ein eigenes Gebet zu schreiben. Sollte der Madrich/ die Madricha diese Möglichkeit auswählen, wird empfohlen, davor den nachfolgenden Text zu lesen, der die Wichtigkeit des Gebetes noch einmal unterstreicht:

 

„Ich war einer der letzten jüdischen Kämpfer im Warschauer Ghetto und hatte das Privileg sogar zweimal in den Kampf gegen die Nazis zu ziehen. Der erste Mal war während des Jüdischen Aufstandes Pessach 1943 und das zweite Mal, als die allgemeine Revolution des christlichen Warschaus 1944 ausbrach. Unsere Jüdischen Kämpfer schlossen sich den Polen in ihrem Kampf an. Unsere Einheit der jüdischen Freiwilligen wurde von einem Jüdischen Offizier benannt, der schon in Polen für Freiheit gekämpft hatte: Beretz Yossilewitz.

 

Zunächst waren die polnischen Kämpfer von dem Mut der jüdischen Überlebenden beeindruckt und der Slogan, der aus diesem gemeinsamen Kampf von Juden und Polen gegen den russischen Zar entstand, lautete: Für unsere Freiheit und Eure! Aber bald waren die sog. „Flitterwochen“ vorüber. Als die polnischen Rebellen zurückgeschlagen wurden, beschuldigten sie die jüdischen Kämpfer, an der Niederlage schuld zu sein. Es gab sogar Fälle, bei denen Polen ihre jüdischen Kameraden töteten.

 

Inmitten dieses Blutvergießens, als wir gefangen waren im Kreuzfeuer zwischen dem Nazi-Feind und den polnischen Verrätern, erinnerte sich einer von uns daran, dass sich Jom Kippur näherte. Wir wussten, dass wir der einzige noch verbliebene Minjan in der Stadt waren und waren entschlossen, zusammen zu beten. Und das taten wir, im Hof des Militärkrankenhauses.

 

Die jungen Männer tauchten dort nach und nach auf und nannten ihr Passwort. Einer kam als Arzt verkleidet, ein anderer als Patient, sein Körper fast komplett eingegipst. Wir waren so glücklich, in dieser Nacht zusammen zu sein und versammelten uns zum Gebet, das den Juden in der Welt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit gab. Aber es gab noch eine Schwierigkeit: Wir hatten keinen Machsor oder Siddur und keiner von uns kannte die Reihenfolge der Gebete am Jom-Kippur-Abend. So schrieb ein jeder das Gebet auf, an das er sich erinnern konnte. Als der Minjan zusammentrat, hielt jeder von ihnen ein Stück Papier mit Teilen eines Jom-Kippur-Gebetes oder -Liedes in den Händen. Der Vorbeter sammelte die Papierstücke ein  und setzte sie so gut er konnte zu einem Jom-Kippur-G’ttesdienst zusammen. Ich glaube, es hat noch nie ein solch nicht zusammenhängendes Gebet gegeben, aber wir hatten das Gefühl, dass es bis in den Himmel gehört wurde. Es wurde von den letzten Kindern der jüdischen Gemeinde Warschaus gesprochen, die  dem Horror der Vernichtung gegenüber standen.“

 

 

Anhang 1: Schaffung einer Zeitung

Anweisungen für die Gruppen:

 

Gruppe 1: Fertigt einen Comic-Strip an, der die verschiedenen Momente in Jonas leben repräsentiert. Benutzt dabei biblische Verse und bezieht sie auf aktuelle Themen. Wir schlagen einen Strip mit mindestens 7 Illustrationen mit entsprechenden Sprechblasen vor.

 

Gruppe 2: Schreibt einen Artikel über Jom Kippur und seiner Bedeutung in diesen Tagen.  Wähle Verse aus dem Buch Jona und beziehe sie auf aktuelle Themen.

 

Gruppe 3: Schreibt einen Artikel für den Internationalen Nachrichtenteil der Zeitung. G’tt sagt:“… Ich sehe ihre Bösartigkeit.“ Gebt Beispiele für die Bösartigkeit auf die er sich bezieht. Was passierte den Bewohner*innen von Ninive? Was war ihre Reaktion nachdem sie Jonas Botschaft bekommen hatten? Was tat der König von Ninive und was hatte das für Folgen für die Einwohner*innen? In welcher Beziehung stand Jona zu dem Volk von Ninive?

 

Gruppe 4: Schreibt ein Interview mit Jona, in dem er ausdrücken kann, was er im Bauch des Fisches empfunden hat. Sprecht mit ihm über seine Botschaft an die Bewohner*innen von Ninive, erklärt warum und wann er G’tt um Hilfe bat, erklärt sein Verhältnis zu den Matrosen auf dem Schiff, etc. Schließt in dieses Interview auch einen Moment im Leben des Interviewers ein, bei dem er/sie eine wichtige Änderung erfahren hat.

 

Gruppe 5:  Fertige Comic-Strips, Rätsel, Verse oder Liedertexte über die verschiedenen Charaktere im Buch Jona an.

 

Benötigte Materialien: Torah, Papier, Stifte, Anweisungskarten

 

 

Anhang 2:

 

Der Prophet Jona

 

Zur Zeit Jerobeams II. wirkte noch ein anderer Prophet namens Jona. Gleich Amos konnte auch er das Vertrauen des Volkes nicht erlangen. Man glaubte nicht an ihn, lachte ihn aus und nannte ihn sogar einen Lügenpropheten. Eines Tages sprach G’tt zu ihm: „Gehe in die große Stadt Ninive, deren Einwohner böse Heiden sind, und verkünde ihnen ihren Untergang!“ Ninive war die Hauptstadt eines Landes, das nicht zu Israel gehörte und von keinem einzigen Israeliten bewohnt war. Jona dachte: „In meinem eigenen Land konnte ich nichts ausrichten. Wie leicht kann es mir in Ninive ebenso ergehen; dann bin ich im eigenen und im fremden Land verspottet. So will ich denn flüchten und den Befehl G’ttes nicht ausführen!“

Jona begab sich nach Jaffa und bestieg dort ein Schiff, das weit fort, bis Tarschisch, fahren sollte. Er versteckte sich im untersten Schiffsraum und freute sich: „Nun bin ich sicher, dass mein Plan gelingen wird. So weit weg wird G’tt mich nicht finden können.“ Er legte sich hin und schlief ein.

Als das Schiff weit draußen auf offener See war, ließ G’tt einen heftigen Sturm übers Meer kommen. Der Wind heulte, und riesige Wellen brausten heran. Das Schiff wankte hin und her und drohte jeden Augenblick zu zerschellen. Todesangst bemächtigte sich der Schiffsleute, denn einen solchen Sturm hatten sie noch nie erlebt. Um das Schiff zu erleichtern, warfen sie die Ladung über Bord, doch es war vergeblich. „Die G’tter zürnen uns!“ schrie der Schiffskapitän seiner Mannschaft zu. „Wir haben auf dem Schiff Leute aus siebzig verschiedenen Völkern. Ein jeder soll seinen G’tt anrufen, vielleicht wird uns einer helfen!“ So betete denn jeder zu seinem G’tt, aber es nützte nichts; von keiner Seite kam Hilfe. Der Sturm wurde immer entsetzlicher, und die Winde gingen noch ungestümer.

Während die Schiffsleute beteten und schrien, lief Jona ruhig im untersten Raum. Plötzlich entdeckte ihn der Kapitän und rief ihm zu: „Wir schweben in Todesgefahr, und du schläfst anstatt zu beten! Steh auf und rufe deinen G’tt an!“ Jona erhob sich, betete aber nicht. Als der Sturm nicht enden wollte, sprachen die Schiffsleute unter sich: „Sicher ist einer unter uns, der sich schwer versündigt hat; seinetwegen ist da Unglück über uns gekommen. Wir wollen deshalb das Los werfen, um zu erfahren, wer der Schuldige ist.“

Das Los fiel auf Jona. Da drangen die Burschen auf ihn ein und sprachen: „Sage uns, wer du bist, woher du kommst und zu welchem Volk du gehörst!“ Jona antwortete: „Ich bin ein Hebräer und fürchte den Ewigen, den G’tt des Himmels, der das Meer und das trockene Land erschaffen hat.“ Dann erzählte er ihnen, warum er auf dieses Schiff gekommen war.

Da erschraken die Schiffsleute und riefen: „Warum hast du das getan? Was sollen wir nun mit dir machen, damit sich das Meer wieder beruhigt? Es stürmt ja immer wilder!“

Jona antwortete: „Ich weiß, dass dieses schreckliche Unwetter nur um meinetwillen gekommen ist. Ergreift mich und werft mich ins Meer; dann wird es wieder ruhig werden!“ Die Mannschaft wollte ihn aber zuerst nicht dem sicheren Tod ausliefern.

Sie versuchten, das Ufer zu erreichen, jedoch erfolglos, der Sturm wurde immer heftiger. Da beteten die Männer zum G’tte Jonas: „Lass uns dieses Mannes wegen nicht umkommen! Und wenn wir ihn ins Meer werfen, so rechne es uns nicht als unschuldig vergossenes Blut an!“ Hierauf ergriffen sie Jona, der sich gar nicht wehrte, und warfen ihn über Bord. Sogleich legte sich der Sturm, und das Meer hörte zu toben auf.

Kaum war Jona versunken, sandte G’tt einen großen Fisch aus, der den Propheten verschlang. Seltsamerweise blieb dieser trotzdem am Leben.

Jona war bereits drei Tage und drei Nächte im Körper des Fisches. Plötzlich wurde ihm ganz heiß und übel. Da kam Furcht über ihn, und er flehte zu G’tt: „Ach, Herr! Auch wenn ich jetzt im Meer wohne, bist du doch bei mir und beschützest mich! So hilf mir aus meiner Not und rühre mich wieder aus der Tiefe hinauf!“ G’tt erhörte sein Gebet, und der Fisch spie Jona an das Land.

Als nun der Prophet am Ufers des Meeres im Sand saß, sprach G’tt abermals zu ihm: „Geh nach Ninive und verkünde ihnen dort den Untergang!“ Diesmal gehorchte Jona und führte den Auftrag G’ttes aus.

In Ninive begab er sich mitten in die Stadt und verkündete laut das Wort des Ewigen: „In vierzig Tagen wird eure Stadt untergehen!“ Seine Prophezeiung hatte große Wirkung. Die Bewohner Ninives legten Trauerkleider an und fasteten; sie bereuten ihre Sünden und besserten sich. Da erbarmte sich G’tt ihrer und wandte das Unglück von ihnen ab. G’tt ließ dadurch erkennen, dass er nicht nur sein Volk Israel liebte, sondern auch andere Völker, die ihre Sünden bereuen, sich bessern und das Gute und Rechte üben. G´tt ist der Herr der ganzen Welt!

Jona aber war missmutig und zornig. Es verdross ihn, dass seine Verkündigung nicht in Erfüllung gegangen war. Er fürchtete, wieder ausgelacht und Lügenprophet genannt zu werden. Er verließ die Stadt und baute sich außerhalb eine kleine Hütte, wo er wohnen blieb und niemanden mehr sehen wollte. Er hatte plötzlich genug vom Dasein und betete: „O G’tt, lass mich sterben, ich will nicht länger leben!“

G’tt wollte Jona belehren und überzeugen, wie unrecht sein Missmut und sein Zorn waren.  Der Prophet wurde plötzlich von einer Plage heimgesucht: Fliegen, Mücken und Ameisen kamen in seine Hütte und quälten ihn unaufhörlich. Er verließ verzweifelt seine Wohnstätte und blieb im Freien. Da wehte von der Wüste her ein heißer Wind, und die Sonne glühte dermaßen, dass Jona beinah verschmachtete. Er suchte Schutz vor der feurigen Sonne, fand aber keinen Schatten. In der Nacht ließ G’tt eine mächtige Rizinuspflanze wachsen. Vier Männer konnten darunter Schutz finden. Jona freute sich über die Pflanze. Doch schon nach kurzer Zeit verdorrte sie und ging ein. Jona wurde traurig und sprach: „Ach, wie schade um diese schöne Pflanze!“ In diesem Augenblick richtete G’tt sein Wort an ihn: „Du bedauerst das Schwinden der Rizinuspflanze, um die du dich gar nicht bemüht und die du nicht einmal gepflanzt hast – und ich soll kein Mitleid mit der großen Stadt Ninive haben, in der so viele unschuldige Menschen leben?“

„Ja, Herr“, erwiderte Jona, „nun verstehe ich alles. Leite die Welt weiterhin in deiner Milde und Güte!“

 

Quelle: Die Bibel für Kinder erzählt von Dr. A. Stutschinsky

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