Megillat Esther

Megillat Esther

Die Purimgeschichte zusammengefasst
Megillat Esther

Der Ausdruck „Purim“ wird in der Esthergeschichte selbst erklärt: Der Vertraute des Perserkönigs Achaschweroschh, Haman, wollte die Juden des Landes an einem Tag ausrotten, weil Mordechai, der Jude, sich nicht vor ihm bückte. Haman ließ durch das Los (pur) den Tag entscheiden. Es fiel auf den 13. Adar. 

 

Durch die Königin Esther (hebr. heißt sie Hadassa = die Myrthe), die zweite Gemahlin des Königs und eine nahe Verwandte und Pflegetochter Mordechais wurde der König von dem Plan Hamans unterrichtet. Esther hatte sich durch ein dreitägiges Fasten auf ihren Weg zum König vorbereitet. 

 

Haman fiel in Ungnade und wurde auf den Galgen, den er in seinem Hause schon für Mordechai errichtet hatte, aufgehängt. Boten wurden durch das Land geschickt, welche die Aufhebung des Hamanschen Befehls verkünden. 

 

Aber schon mußten die Juden gegen ihre Angreifer kämpfen und erst am 14. Adar waren sie aus der Gefahr gerettet. Mordechai, der früher einmal den König vor einem Anschlag bewahrt hatte, trat in den Rang Hamans und bestimmte gemeinsam mit Esther den 14. Adar als Losfest für alle späteren Geschlechter. 

 

Am Tage vorher soll zur Erinnerung an die Fasttage der Königin ein Fasttag („Taanit Esther“) gehalten werden. Die Juden der persischen Stadt Susa, die noch am 14. Adar zu kämpfen hatten, feiern das Purimfest am 15. Adar. Man nennt es Schuschan (Susa)-Purim. 

 

 

Über die historische Grundlage des Festes ist uns aus anderen Quellen nichts bekannt. Deutlich fühlt man aber aus dem Buche Esther die Stimmung der Makkabäerzeit, ähnlich wie in dem Apokryphenbuch „Judit“. Daß die Namen babylonischen ähnlich klingen, ist bei dem Zusammenhang der persischbabylonischen Geschichte nicht verwunderlich. Mordechai erinnert an den Namen des babylonischen Hauptgottes Marduk, Haman an den Gott Humman, Esther und Waschti (die erste Gemahlin des Königs) an die Sterngottheiten Istar (vgl. griechisch „aster“) und Wasti. Man wählte eben als Namen, wie es noch heute geschieht, solche mythischer Gestalten. 

 

In der Esthergeschichte, wie sie als biblisches Buch vorliegt, kommt der Name Gottes nicht vor. Eine alte Erklärung bringt das damit in Zusammenhang, daß die Befreiung mit Blutvergießen verbunden war. 

 

 

Das Estherbuch ist eine der fünf Rollen (Megillot), zu denen außerdem Ruth, das Hohelied, Kohelet und die Klagelieder Jeremias gehören. Die Estherrolle, die für den synagogalen Gebrauch zum Vorlesen bestimmt ist, muß so wie eine Torarolle geschrieben sein. Sie heißt schlechthin „die Megilla“. Sie wird aber beim Vorlesen nicht wie die Tora von zwei Seiten eingerollt, sondern wie ein Brief, auf den der Schluß hinweist, flach ausgebreitet, eventuell zwei bis dreimal gefaltet. Das Vorlesen erfolgt in einem besonderen Sington (Nigun), der an allen Stellen, die an die babylonische Gefangenschaft oder die Gefahren der Verfolgung erinnern, in die „Tischa-Be´aw“-Melodie übergeht. Auch an dem heitersten Tag des Jahres schwindet nicht die Erinnerung an die Zerstörung des Tempels und den Untergang des Reiches. Die Namen der zehn Söhne Hamans, die auch aufgehängt wurden, müssen in der Rolle untereinander geschrieben sein und vom Vorleser in einem Atemzug gesprochen werden, weil es gleichsam nur e i n Tod war, den alle erlitten. 2 Seit dem 15. Jahrhundert gibt es auch mit Illustrationen geschmückte Megillot. Auch kunstvolle Hülsen wurden für die Rolle hergestellt. 

 

 

Die Vorlesung der Megilla zu hören gilt seit je als eine der wichtigsten Verpflichtungen. Sogar ein Trauernder darf während der ersten sieben Trauertage zur Megillavorlesung in die Synagoge gehen. Ebenso jemand, der vor der Beerdigung eines nahen Verwandten steht. Auch Frauen haben die Pflicht, die Megilla zu hören, weil die Rettung durch eine Frau herbeigeführt wurde. Sie sollen schon am Schabbat vorher die Toravorlesung anhören, die auf Amalek Bezug nimmt. So ernst nahm man das Zuhören der Frau nur noch bei der Schofar-Liturgie, wiewohl man auch darauf sah, daß sie beim Verlesen des Abschnittes über die „rote Kuh“ am Schabbat Para nach Purim zugegen sei, weil die Asche der roten Kuh Reinigungszwecken diente, weitere beim Siegeslied Moses´und Miriams, das am Schabbat Schira vorgelesen wird. Zu kranken oder weit von einer Synagoge wohnenden Juden pflegten zu Purim wandernde Vorleser zu kommen. 

 

 

Die Megilla wurde ursprünglich nur am Morgen, aber schon seit dem 3. Jahrhundert auch am Vorabend gelesen. Am Abend liest man sie nach der Tefilla, am Morgen nach dem „Einheben“ der Tora in die Lade, also noch mit den Tefillin. Vor dem Lesen werden drei Danksprüche gesagt („al mikra megilla“, d.h. für das Lesen der Rolle, „scheassa nissim“, d.h. für die wunderbare Errettung, und „schehechejanu“, für das Erleben dieser Stunde). Nach dem Lesen wird die Megilla eingerollt und wiederum eine Benediktion gesagt, an die sich ein Preislied Mordechais und Esthers anschließt. Am Schabbatausgang wird die Megilla sofort nach der Tefilla gelesen, also vor dem Abschnitt „wihi noam“ und der Hawdala. In den Gebeten des Tages entfallen alle Stücke, die an Buße erinnern. Das Hallelgebet wird aber nicht gesprochen, weil, wie der Talmud meint, die Rettung das ganze Volk und nicht Palästina betraf. In der Tefilla und im Tischgebet wird eine kurze Erinnerung an das Ereignis eingeschaltet, der, wie am Chanukka, die Dankworte „al hanissim“ („für die Wunder“) vorangehen. Beim Morgengottesdienst wird für drei Personen aus dem 2. B.M. Kap. 17. V. 8-16, gelesen, das einzige Mal, daß das Minimum von neun Versen zur Verlesung kommt. Die Stelle erzählt von dem hinterlistigen Überfall Amaleks auf die Israeliten. Haman wird ja selbst als ein Nachkomme des im Buche Samuel I., Kap. 15, erwähnten Agag von Amalek bezeichnet. 

 

 

Der Schluss der Megilla spricht von den Geschenken, welche die erretteten Juden einander zusandten und von den Spenden an die Armen. Hieraus entwickelte sich die Sitte der Beschenkung des sogenannten „mischloach manot“, im Volksmund als „Schlachmones“ bezeichnet. In der Synagoge werden drei Teller aufgestellt, in die man in Erinnerung an den halben Schekel der biblischen Zeit (2.B.M., 30, 13-15) je eine Münze hineinwirft (3 Teller, weil der Ausdruck „Truma“= Gabe an der betrreffenden Bibelstelle dreimal vorkommt). Das Geld pflegt an den Vorleser der Megilla und an Arme verteilt zu werden. In vielen Gemeinden gibt es alte kunstvolle Purimteller für die Schlachmones. 

 

Am Nachmittag (Freitags schon zu Mittag) wird das besondere Festmahl „Seudat Purim“ gehalten. Man zündet Lichter wie an einem Festabend an und dehnt das Mahl oft bis in die Nacht hineinaus und schaltet sogar dann noch im Tischgebet „al hanissim“ ein. 

 

 

Dem Purimtag geht der Fasttag Ester (Taanit Esther) voran. Fällt Purim auf einen Sonntag, wird der Fasttag auf den vorausgehenden Donnerstag verlegt. Man nennt ihn „nidche“ (verschoben). Am Morgen werden in der Tfilla bei der Wiederholung durch den Vorbeter die für den Tag bestimmten Slichot (Bußgebete) gesagt und wir an Fasttagen wird aus der Tora gelesen. Am folgenden Tag, Schuschan-Purim, wird jedes Bußgebet („tachanun“) fortgelassen. In einem Schaltjahr wird Purim im Schaltmonat („Adar Scheni“) gehalten. Am 14. und 15. Adar, die man Kleinpurim bzw. Kleinschuschan-Purim nennt, entfällt das tägliche Bußgebet.

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