Die Thora (die Heilige Schrift und deren mündliche Erläuterung) bekam Moses auf Sinai und überlieferte sie dem Josua, dieser den Ältesten, die Ältesten den Propheten, die Propheten überlieferten sie den Männern der Großen Synode (Traktat Abot, Abschn. 1, Mischna 1).
Ohne die mündliche Lehre würden wir kein Verständnis für die schriftliche Lehre haben. So wären z.B. die Worte:
„Du sollst sie (die Worte der Lehre) als Zeichen an deine Hand knüpfen“ (Deuteron. 6,8) ohne die Erläuterung, dass damit die Tefillin (Denkriemen) gemeint sind, unverständlich. Ebenso findet das Gebot der Heilighaltung des Schabbat seine Erklärung erst durch die Aufzählung der 39 verbotenen Arbeiten in der Mischna etc.
Jahrhunderte lang erhielt sich die mündliche Lehre durch Überlieferung von Geschlecht zu Geschlecht, ohne dass eine Veranlassung zu ihrer schriftlichen Fixierung vorhanden gewesen wäre. Auch während der Dauer des babylonischen Exils (586-537) und ebenso in den darauf folgenden Jahren fanden sich Männer in genügender Anzahl, die fähig waren, das Überlieferte im Gedächtnisse treu zu bewahren und durch Unterweisung weiterzupflanzen. Diese Männer hießen SOFRIM = Schrifterklärer, und der berühmteste unter ihnen war Esra Hasofer, der im Verein mit Serubabel und Nehemia die Juden aus dem Exil zurückführte. Aus der Vereinigung dieser Sofrim entstand die „Große Synode“ (Knesset Hagdola), die durch mehr als zwei Jahrhunderte alle Angelegenheiten des jüdischen Staates, sowohl die kulturellen als auch die politischen, ordnete.
Als letzter Vertreter dieser großen Synode wird Simon der Gerechte genannt. Darauf folgen die SUGOT (Paare): der NASSI – der Fürst und ihm zur Seite der AW BET DIN, und die Präsidenten des Synhedrions (Oberster Gerichtshof): Die ersten hießen Jose ben Joeser aus Zerad und Jose ben Jochanan aus Jerusalem. Die letzten waren Schammai und Hillel (30 Jahre vor der Zeitrechnung). Darauf folgten die TANNAIM, von Rabbi Jochanan ben Sakkai bis Rabbi Jehuda Hanassi. Als aber um diese Zeit die Macht der äußeren Verhältnisse, der Druck der Fremdherrschaft und die Hinrichtung der edelsten und gelehrtesten Gesetzeslehrer die Gefahr eines allmählichen Verlustes der mündlichen Lehre nahelegte, entschloss sich Rabbi Jehuda Hanassi durch eine Zusammenstellung wichtiger Aussprüche anerkannter Autoritäten und durch Anführung oft widerstreitender Ansichten eine schriftliche Grundlage zu schaffen, auf welcher die mündliche Lehre weiter und weiter ausgebaut und fortgepflanzt werden könnte. Ihm war von anderen Gelehrten schon vorgearbeitet worden. Namentlich Rabbi Akiba hatte eine Mischna-Sammlung verfasst (Mischnat Rabbi Akiba), die Rabbi Jehuda Hanassi ebenso wie die des Rabbi Meir, des Schülers von Rabbi Akiba, bei Abfassung seiner Mischna verwendete.
Quelle: Bet Chabad, Hamburg