Die Gebete des Judentums

Die Entwicklung der jüdischen Gebetspraxis: Von den biblischen Ursprüngen bis zur modernen Liturgie

"Sie war verbittert und sie betete zu Haschem und weinte (...)

Channa sprach zu ihrem Herzen, nur ihre Lippen bewegten sich,

aber ihre Stimme war nicht zu hören (...)"

(1. Sam 1, 10-13)

 

Am Anfang war der Gesang

 

Zur Zeit Mosches und der Wüstenwanderung existierten noch keine an G’tt gerichteten Gebete, sondern nur Opferungen. Erst nach der Offenbarung der Tora kamen Gebete auf. Nach Levitikus wurde am Morgen, Nachmittag und Abend jeweils ein Opfer zelebriert. Zusätzlich opferte man aus bestimmten Anlässen oder Gründen, so z.B. das Bitt-, Wohltätigkeits-, Sühn- und Feiertagsopfer. Die Opferstätte war der Mischkan [1], ein tragbares Zelt, das als „der Ort, an dem G’tt wohnt“ galt. Unter der Führung des Joschua opferte das Volk in Schilo, einem Heiligtum. Zur Zeit Salomons wurde der erste Tempel in Jerusalem gebaut und der Mischkan dorthin gebracht. Von da an wurde nur noch auf dem heiligen Altar des Tempels geopfert. Zu Ehren König Davids sollten die Leviten im Tempel seine Psalmen singen. Damit war der Gesang in den Kult eingeführt und der Anfang für die Gebetstradition geschaffen. Nach der Zerstörung des ersten Tempels und im babylonischen Exil wurden keine Opferungen mehr vollzogen, da die heilige Stätte nicht mehr existierte. Als deren Ersatz wurden die Psalmengesänge fortgeführt und die ersten Gebete von Propheten verfasst. Unter der Leitung von Esra und Nehemia kehrten die Verbannten nach dem babylonischen Exil zurück, errichteten den Tempel neu und schufen auf diese Weise wieder den Ort, an dem Opfer und Gebete dargebracht werden konnten. Die Gebete, wie wir sie heute kennen, sind von den Männern des Sanhedrin [2] verfasst worden und anschließend nach erneuten Verlusten und neuer Verschriftlichung niedergeschrieben worden. Im Laufe der Zeit fügten die Rabbiner weitere Gebete und Klagelieder hinzu. Es zeigt sich eine Überlieferungsgeschichte der Tora von Mosche, der sie von G’tt am Sinai empfangen hat, über Joschua, die Ältesten, die Propheten und die Männer der großen Synode, die sie niedergeschrieben haben, so dass sie uns heute erhalten ist. Trotzdem kann man nicht ausschließen, dass in der Zeit und während der Überlieferung immer wieder Stücke verloren gegangen sind, die man versucht hat zur Zeit der großen Synagoge zu rekonstruieren.

 

Nach dem Schöpfungsbericht in Genesis beginnen die jüdischen Tage alle mit dem Abend, so dass auch die Feiertage am Vorabend angefangen und das erste Gebet des Tages das Abendgebet ist.

 

Der Tradition nach richtete Awraham das erste Morgengebet ein, Jizchak das erste Nachmittag- und Jakow das erste Abendgebet, auch wenn sie sich noch ungegliedert formulierten. Der Form nach wurden sie als Dankgebete gehalten.

 

Die Gebetsriemen (Tefillin)

 

Die Teffilin sind zwei Kästchen aus Leder, in die man Pergamente mit Auszügen aus der Tora gelegt hat und die durch Lederriemen verlängert werden. Diese Teffilin werden auf deutsch Gebetsriemen genannt und werden für das Morgengebet von den Erwachsenen (älter als 13 Jahre) Männern jeden Tag angelegt mit Ausnahme am Schabbat und den Festtagen. Ein Teffilin wird um den linken Arm gewickelt und der zweite um den Kopf: Die Teffllin stellten die unsichtbare Verbindung zwischen dem Menschen und G’tt dar. Sie werden auch „Bundeszeichen“ genannt. Daher werden sie am Schabbat nicht angelegt, weil der Schabbat selbst eine Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und G’tt symbolisiert.

 

Die Tefillin von Herschel [3]

1944 war Herschel 23 Jahre alt. Er war als Zwangsarbeiter im ungarischen Munkatabor [4] tätig. Zu Beginn des Winters 1944 wurde er nach Mauthausen deportiert. In seinem Rucksack befanden sich, neben einigen persönlichen Sachen und Lebensmitteln für drei Tage, sein Gebetbuch und seine Tefillin. Als er an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich ankam, leerten zwei SS-Offiziere seinen Rucksack aus. Dabei fragte einer der beiden SS-Offiziere, was das für Dinge in dem Rucksack seien. Herschel erklärte ihnen, was Gebetsriemen seien und dass er sie jeden Tag zum Gebet anlege. Der eine Offizier sagte zum anderen: „Lass ihm seine Sachen. Wenn er jeden Tag betet, ist er ganz sicher kein Kommunist.“

 

Der Gebetsaufbau

 

Schema Israel

Weil von dem Gebet in der Tora gesagt wird: „Sprich von ihnen (...), wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst (...)“, wird das Schema sowohl am Abend als auch am Morgen gesprochen. Es ist das „Credo“ des jüdischen Volkes.

 

Das Achzehnbittgebet (Amida/Schmone Esre)

Das Achzehnbittgebet wird von der Gemeinde im Stehen gebetet. Seinem Namen nicht ganz entsprechend enthält es 19 Bitten: Zu Beginn und am Ende befinden sich jeweils drei Bitten, zwischen denen am Wochentag dreizehn weitere gesprochen werden.

  1. Awot  („Vorfahren“): „Gelobt seist Du, Ewiger, unser G’tt und G’tt unserer Väter, G’tt Avrahams, G’tt Isaaks und G’tt Jaakows (...)“
  2. Gwurot:  Macht G’ttes
  3. K`duschat Haschem: Heiligkeit des Namen G’ttes
  4. Bina:  Bitte um Intelligenz und Verstehen.
  5. Teschuwa: Bitte um Rückkehr zu G’tt; sie vollzieht sich in drei Stufen: Zuerst stellt man die eigene Sünde fest und erkennt sie an, danach bedauert der Mensch sie und trägt seine Bitte zu G’tt, um im dritten Schritt seine Entscheidung zu treffen und darauf aufzupassen, dass das Vergehen sich nicht wiederholt.
  6. Slicha: Bitte um Vergebung.
  7. Ge`ula: Bitte um Erlösung.
  8. Refua: Bitte um Gesundheit und Besserung.
  9. Birkat Haschanim: Gebet für ein reiches Jahr.
  10. Kibbuz Galujot: Bitte um das Zusammen- und Nach-Hause-Bringen der verbannten Juden.
  11. Din: Bitte um Gerechtigkeit, die das Gericht und die damit verbundene Gerechtigkeit, selbst gerichtet zu werden, einschließt.
  12. Birkat Haminim: zusätzlich eingefügte Bitte, von der Irrlehre bewahrt zu werden und dass den Verleumdern keine Hoffnung gegeben sei.
  13. Zaddikim: Bitte für gerechte Menschen im Volk.
  14. Binjan Jeruschalajim: Bitte um den Wiederaufbau Jerusalems.
  15. Malchut Bet David: Bitte um die Wiederaufrichtung des Königreiches Davids in Jerusalem.
  16. Kabalat Tefila: Bitte um die Annahme der Gebete und ihrer Gewährung.
  17. Awoda: Bitte für den Dienst im Tempel; Hoffnung auf das Kommen des Messias und auf den Wiederaufbau und die Wiedereinweihung des Tempels.
  18. Hodaa: Dankgebet für G’ttes Güte und seine Wunder.
  19. Schalom: Bitte um Frieden auf der Welt und Segen für das Volk Israel.

Die vom Vorbeter gesprochenen Bitten werden von der Gemeinde, die mindestens aus zehn Männern bestehen muss, laut wiederholt. Sie stehen auf Zehenspitzen, während sie im Anschluss an die ersten drei Bitten das „Echo der Engel“ singen: „Heilig, heilig, heilig ist der Ewige. Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.“ Damit verdeutlichen sie das Ziel des Menschen, so rein und sündenlos wie ein Engel zu werden.

 

Die Amida wird jeweils in den drei täglichen Gebeten am Morgen, Nachmittag und Abend von den Juden gebetet.

Der Morgeng’ttesdienst wird Schacharit genannt, der des Nachmittags Mincha und der am Abend Arwit oder Maariw.

Der Name Arwit bzw. Maariw wird aus dem Wort „Erew“ entlehnt, was Abend oder Vorabend bedeutet. Schacharit stammt von dem hebräischen Wort für Morgen „Schachar“, während Mincha „freiwilliges Opfer“ bedeutet. Dieses freiwillige Opfer fand am Nachmittag statt und wird durch Gebete desselben Namens ersetzt. An Neumondstagen, Schabbat und Feiertagen wird ein zusätzliches Gebet gesprochen, anstelle der zusätzlichen Opfer, die zur Zeit des Tempel gebracht wurden. Dieses wird als Mussaf bezeichnet, was „Zusatz“ bedeutet.

 

Die Entstehung der Gebetbücher

 

Das jüdische Wochengebetbuch stimmt praktisch zu 99% auf der ganzen Welt überein, obwohl es unterschiedliche Entwicklungen, Schulen und Strömungen gegeben hat. Die zwei unterschiedlichen Abstammungen sind die der Aschkenas (Althebräisch: Deutschland), die nach dem okzidentalen Ritus beten, und die Sepharden (Althebräisch.: Spanien) der orientalischen Abstammung.

Nach der Zerstörung des zweiten Tempels 70 n.Chr. gab es große Wanderbewegungen der Juden aus Israel in alle Welt, die noch von den einsetzenden Vertreibungen durch die Inquisition verstärkt wurden. Somit entwickelten sich schon bald unterschiedliche Riten, die sich der jeweiligen Gegend entsprechend mit deren Tradition vermischten. So entstanden die aschkenasischen und die sephardischen Gebetbücher.

Ihre Unterschiede zeigen sich in zahlreichen Merkmalen, wie z.B. in dem Kaddisch-Gebet.

 

Die geschichtliche Entwicklung

 

Wir lernen aus den Sprüchen der Väter (Pirkej Awot) in der ersten Mischna:

„Mosche empfing die Tora vom Sinai und übergab sie Joschua, Joschua gab sie den Ältesten, die Ältesten den Propheten und die Propheten den Männern der großen Synagoge.“

Nachdem Mosche der erste religiöse und politische Anführer des noch jungen Volkes war, wurde nach seinem Tod eine Synode von 70 Männern einberufen, die über wichtige Dinge des religiösen Lebens entschieden. Nach dem babylonischen Exil gründeten Esra und Nehemia im Anschluss an ihre Rückführung der Verbannten nach Jerusalem ein neues Gerichtshaus, das Sanhedrin, welches das geistige Zentrum des jüdischen Volkes bildete. Es setzt sich aus 120 Mitgliedern zusammen, die wichtige Entscheidungen für das Volk trafen.

Aufgrund der Zerstörung des zweiten Tempels 70 n. Chr., der damit verbundenen Besetzung Jerusalems und dem Verbot der Religionsausübung durch die Römer verlegte sich das religiöse Zentrum zunehmend nach Jawne.

Nach dem markanten Einschnitt in die jüdische Geschichte konnte sich kein Zentrum lange halten. Das geistliche Zentrum wanderte mit den großen Wanderbewegungen zuerst nach Babylonien, anschließend nach Spanien und Deutschland. In dieser Epoche der Geonin, die bis zum Beginn der ersten Kreuzfahrten um 1040 n. Chr. reichte, wurden die ersten Gebetbücher für die in der Diaspora lebenden Juden entwickelt.

Das Schema Israel ist das Credo des jüdischen Volkes, die Basis der Tora und der Lebensverhältnisse. Das Schmone Esre wurde von Esra zur Zeit des Tempelbaus verfasst. Es umfasst alle wichtigen allgemeingültigen Bitten.

In dieser Zeit waren nur die Morgen- und Nachmittagsgebete festgeschrieben, da sie sich nach dem Opferkult im Tempel richteten: Das am Nachmittag dargebrachte Opfer brannte die Nacht durch bis zum nächsten Morgen. Dagegen wurde das Abendgebet noch freiwillig gehalten, bis es unter Rabbi Gamliel als verpflichtend eingeführt wurde. Raw Amram Gaon verfasste 1040 n. Chr. das erste Gebetbuch, dem er einen besonderen Aufbau gab:

  • Morgengebet
  • Psalmen
  • Schema
  • Psalm 145, in dem man um die Segnung einer guten Arbeit bittet, damit man einen guten Lebensunterhalt bekommt. Man soll es mehrmals am Tag vortragen, weil G’tt nach der Tradition mit seinem Volk den speziellen Bund geschlossen hat, dass Er den Betenden um so mehr hilft, je häufiger sie das Gebet sprechen.

Zwischen Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts vollendete Rabbi Nehorai die letzte Version des Siddur, das als „modernes Gebestsbuch“ bis heute gültig ist. Der Aufbau der Gebete, wie sie schon Raw Amram Gaon eingeführt hat, ist sehr wichtig, da er eine Reihenfolge der Elemente vorschreibt: Jeden Morgen geht man zu G’tt als dem „König der Könige“, lobt Ihn in Gesängen, um Ihn gnädig zu stimmen, und spricht das Schema, mit der Folge, dass Er danach bereit ist, die 19 Bitten zu erfüllen.

Diese spezielle Ordnung der täglichen Gebete ist der Inhalt des Siddur (von Seder – „Ordnung“). Der Machsor („zurückkommender Zeitraum“) dagegen ist das Gebetbuch für jeden einzelnen Feiertag.

Im Hebräischen heißt das Gebet Tefila, dessen Verb lehitpalel heißt, das auch die Bedeutung „sich richten, sich beurteilen“ besitzt. Seine Herkunft von dem Stamm palol – „unterscheiden, klarmachen, entscheiden“ deutet ebenfalls auf das Geschehen, das sich im Gebet vollzieht: Der sich an G’tt Wendende richtet seinen Blick auf sich selber, um seine eigenen Handlungen und seine Seele zu beurteilen. G’tt braucht dies nicht dargestellt zu werden, da Er alle unsere Wünsche und Nöte besser kennt als wir selber. In dem Gebet geht es letztlich nicht darum, G’tt mitzuteilen, sondern unsere Bitten auf ein geistig höheres Niveau zu heben, damit G’tt sieht, dass wir seine Segnung auch verdienen. Gleichzeitig grenzen wir uns dadurch von den anderen Menschen ab.

Als höchstes Gebet des Tages gilt das Schmone Esre, das im Unterschied zu allen anderen Gebeten leise gesprochen wird, weil es ein „intimes Gebet“ zu G’tt ist, das von „Herz zu Herz“ geht. Dies war bei dem Gebet von Channa der Fall, als sie, wie es in 1. Sam 1, 13 geschildert ist, zu G’tt leise betete. Seine größte Intensität besitzt das Gebet, wenn es mit lautlos bewegten Lippen unter Tränen vollzogen wird. Nach einem Spruch der Rabbiner hat derjenige, der „dreimal am Tag das Schmone Esre betet, seinen Platz im Himmel sicher“.

 

Das Beten vor dem Beten

Ein Chassid fragte Reb Chajim von Zanz: „Was tut der Rebbe vor dem Beten?“ Letzterer antwortete ihm: „Ich bete, um fähig zu sein, richtig zu beten.“

 

Einswerden mit den Kindern Israels

Reb Jechiel Michel von Zlotschow sprach vor dem Gebet gern folgende Weisheit:

„Ich will eins werden mit allen Kindern Israels, mit denen, die mehr sind als ich und mit denen, die weniger sind als ich. Für die, die mehr sind als ich, wünsche ich mir, dass sie durch mein Gebet empor getragen werden. Für die, die weniger sind als ich, wünsche ich mir, dass durch mich ihr Gebet erhöht werde.“

 

Gebet bei der Arbeit [5]

Reb Levi Jizchak von Berditschew sah eines Tages einen Kutscher im Tallit und mit den Tefillin, als er gerade dabei war zu beten, während er die Räder seiner Kutsche ölte. Der Berditschewer Zaddik wandte sich an G’tt und sagte: „Sieh, wie heilig es ist, Dein Volk! Sogar wenn ein Chassid die Räder einer Karosse ölt, betet er zu Dir im Tallit und mit Gebetsriemen.“

 

Das von Herzen kommende Gebet

Der Baal Schem Tow hatte die Angewohnheit zu sagen: „Wenn ein Gebet von Herzen kommen, steigt es zum Himmel auf und zerreißt das Firmament, auch wenn derjenige, der betet, nicht seinen Sinn versteht.“

 

Langes Gebet wegen Halbherzigkeit

Reb Ouri von Strelisk machte in einer Stadt halt und begab sich in die Synagoge. Dort betete er lange, und die Gemeinde musste warten, bevor mit dem Achzehnbittgebet begonnen werden konnte. Der Rabbi der Stadt sagte zu Reb Ouri: „Wir lesen im Talmud (Traktat Berachot 31a), dass Rabbi Akiwa, als er mit der Gemeinde betet, die Angewohnheit hatte, schnell zu beten, aber dass er, wenn er allein war, lange betete. „Warum zwingst du die Gemeinde zu warten?“ Der Rebbe von Strelisk antwortete: „Der Talmud sagt noch etwas anderes: Als Rabbi Akiwa spürte, dass die Gemeindemitglieder mit ihm beteten, mit der gleichen Intensität und dem gleichen Eifer, so betet er schnell. Aber als er allein betete und gewahr wurde, dass die Gemeindemitglieder nur mit halbem Herzen beteten, musste er lange beten, um auch ihre Gebete annehmbar zu machen.“

 

Gebet für ein Glas Wodka

Reb Jaakow Jitzchak von Pschys`cha, der sogenannte heilige Jude, wurde schwer krank, und seine Chassidim gaben ihm einen Monat Abstinenz von jeglichem alkoholischen Getränken und einen Monat Beten für seine Heilung auf.

Ein Bauer kam in die Stadt und ging in das gewohnte Gasthaus, um einige Gläser Wodka zu sich zu nehmen. Der Gastwirt warnte ihn, dass sie sich an einem Tag  absoluter Abstinenz befanden und dass es ganz und gar verboten sei, Alkohol zu trinken. Der Bauer begab sich also zur Synagoge und betete mit all seiner Kraft: „G’tt, heile den heiligen Rebbe, damit ich wieder meinen Wodka trinken kann.“ Kurz darauf begann Reb Jaakow Jitzchak, sich besser zu fühlen und sagte: „Das Gebet dieses Bauern war aufrichtiger als all eure flehentlichen Bitten; diesem Gebet verdanke ich meine sofortige Heilung.“

 

Brabbeln wie ein Baby

Reb Levi Jizchak von Berditschew hörte einmal eine Person in der Synagoge, die die Gebete so schnell aufsagte, dass die Worte unverständlich waren. Er näherte sich dem Chassid und brabbelte einige unverständliche Silben vor sich hin. Der Chassid bat ihn, das Gesagte zu wiederholen. Reb Levi Jitzchak brabbelte wieder einige unverständliche Silben. Daraufhin sagte ihm der Mann: „Ich weiß überhaupt nicht, was sie mir sagen wollen.“ Daraufhin sagte Reb Levi Jizchak ihm: „Aber genau so sagst du die Gebete auf. Du liest so schnell, dass du die Worte verbindest, so dass sie unverständlich werden. Du musst deutlich zu G’tt sprechen, genau so wie du von mir erwartest, dass ich deutlich mit dir spreche.“ Der Chassid antwortete ihm: „Aber das ist überhaupt nicht nötig. Bevor ein Säugling mit dem Sprechen anfängt, spricht er Worte aus, die für jedermann unverständlich sind, außer für die Eltern. Dennoch verstehen die Eltern ihr Kind. Sie wissen, wann es trinken will, wann es essen will und ob es spielen will. G’tt ist unser Vater, und Er versteht ganz genau, was ich ihm sage, auch wenn es für sie Gebrabbel zu sein scheint.“

 


 

[1] Heiligtum, das den während des Exodus in der Wüste gebauten tragbaren Tempel darstellt.

[2] Rabbinische Organisation, die als Tribunal zur Zeit der Mischna diente und die jüdische Jurisprudenz erarbeitete.

[3] Es handelt sich um eine wahre Geschichte, die vom Vater des Autors erlebt worden ist.

[4] Ungarisches Wort für Zwangsarbeitslager.

[5] Diese Geschichte wird auch Reb Mosche Leib von Sassow zugeschrieben.

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