Alles was du über Purim wissen solltest

Alles was du über Purim wissen solltest

Purim

Purim ist im unter den jüdischen Festtagen der einzige Feiertag, der nicht mit dem Lande Israel verbunden ist, sondern mit dem Schicksal einer jüdischen Gemeinde in der Diaspora zu tun hat. 

 

An Purim gedenken wir der Rettung des jüdischen Volkes vor dem Plan des bösen Hamans, „alle Juden vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen an einem einzigen Tag zu vertilgen, zu erschlagen, zu vernichten und ihre Habe als Beute zu plündern“ (Esther 3:13). 

Haman war Premierminister des Perserkönigs Achaschwerosch, dessen Reich sich über 127 Provinzen von Indien bis Äthiopien erstreckte. Er plante an einem einzigen Tag weltweit jeden einzelnen Juden ermorden zu lassen. 

Mordechai, damals der geistige Führer der Juden in Persien, rief umgehend die jüdische Bevölkerung zu Umkehr und Gebet auf. Seiner Nichte Esther, die Ehefrau des Königs Achaschwerosch, gelang es, den König von dessen Vorhaben abzubringen und Haman und seine Helfershelfer wurden als Aufwiegler hingerichtet. 

 

Der Name des Feiertages kommt von „pur“, dem hebräischen Wort für „Los“ im Sinne von Ziehen von Losen. Haman loste den Tag und den Monat aus, um den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem er die Juden vernichten würde, und das Los fiel auf den 14. Adar. Und so wird Purim zum Andenken an den Tag gefeiert, „der sich für sie (die Juden von Persien) von Kummer in Freude und von Trauern in ein Festtag wandelte“. Es ist auch der einzige jüdische Feiertag, der auf einem bestimmten Buch in der Bibel - dem Buche Esther (die Megilla) – basiert, welches ca. 500 v.d. Zeitrechnung geschrieben wurde. Diese uralte Überlieferung ist tief im Leben und in der Geschichte des jüdischen Volkes verwurzelt, und der Purimfeiertag wird in jeder Generation mit Festen und Lustbarkeiten, Geschenken und dem Vorlesen des Buches Esther gefeiert. 

 

Im Allgemeinen verurteilen die Weisen Israels die Trunkenheit, aber am Purimtag gilt es als verdienstvoll zu trinken, so wie geschrieben steht: „Man muss trinken, bis man so betrunken ist, dass man zwischen rechts und links, zwischen verflucht und gesegnet nicht unterscheiden kann.“ Außerdem kommt am Purimtag zu dem Vergnügen des übermäßigen Weingenusses noch das Recht, zuviel zu essen, hinzu. Das führt dazu, dass viele, die während der anderen Tage des Jahres das Benehmen in Schranken halten, ihre Hemmungen verlieren, und das führt dazu, dass viele Späße, Parodien und witzige Verdrehungen an Texten aus der Heiligen Schrift und Gebete angehängt werden. 

 

Trotz des Lachens, der Leichtfertigkeit und des ungehemmten Benehmens an Purim gibt es einen zentralen Gedanken, eine Art Erklärung, der eine besondere Bedeutung hat und der Kern dieses Feiertages ist: Der Widerstand der Stämme von Israel in den Ländern des Exils und ihr entschlossener Widerstand gegen alle, die ihnen ein Leid zufügen wollten. So steht im Buch Esther ausdrücklich geschrieben: „Der König hatte den Juden in jeder Stadt erlaubt, sich zu sammeln und ihr Leben zu verteidigen, alle Kräfte des Volkes und des Bezirkes, die sie angriffen, zu vernichten und zu schlagen und zugrunde zu richten...“ (Esther VIII, 11).

 

Das Schicksal der Juden in der Geschichte dieses Feiertages wiederholt sich in irgend einer Form viele Male während der langen Geschichte des jüdischen Volkes im Exil; im Mittelalter, während der Inquisition in Spanien, bei den Pogromen in Russland und bei vielen Vorkommnissen zu verschiedenen Zeiten, wenn Juden getötet, ausgeraubt und geplündert, verfolgt und unterdrückt wurden. Die äußerste Grausamkeit und Vernichtung wurde zur Zeit der Judenvernichtung ausgeübt, als die Nazis und ihre Helfer beschlossen, das jüdische Volk durch die so genannte „Endlösung“ auszulöschen, und es ihnen gelang, sechs Millionen Juden niederzumetzeln und ganze jüdische Gemeinden von der Erde zu vertilgen. Es erinnert an Hamans teuflischen Plan: „Alle Juden, jung und alt, kleine Kinder und Frauen, zu vernichten, zu erschlagen und in den Untergang zu treiben und ihren Besitz als Beute zu ergreifen“ (Esther III, 13).

 

Gebräuche zu Purim

 

Das Fasten Esthers – Taanit Esther: 

Dieser Fasttag fällt auf den Tag vor Purim, den 13. Adar. Er wurde nach Königin Esther benannt, die die im Reiche des Königs Achaschwerosh lebenden Juden rettete. Sie sagte zu ihrem Onkel Mordechai: „Gehe hin und versammle alle Juden in Schuschan, und ihr sollt für mich fasten und drei Tage weder essen noch trinken...“ (Esth. IV, 16). Der Fasttag dauert vom Morgen bis nach dem Vorlesen der Megilla.

 

Das Purim-Mahl:

Am Purimtag Festmähler zu genießen, gilt als verdienstvoll. „Jede Familie kommt zusammen isst und trinkt zusammen“ (Raschi, Esther IX, 28). Am Purimtag muss man sich freuen und alle Arten von Getränken und Köstlichkeiten genießen. Es ist allgemein üblich, ein prächtiges Festmahl zu servieren, Kerzen anzuzünden und vom späten Nachmittag bis in die Nacht hinein zu feiern. Nur wenn Purim auf einen Freitag fällt, beginnen die Festlichkeiten wegen des Schabbats früher. 

 

Purimspeisen:

Am Purimtag isst man - wie an anderen Feiertagen - besondere Speisen, die eine Art symbolischer Verbindung mit den außerordentlichen Ereignissen des Festtages haben. Die wichtigsten sind kleine gefüllte Klöße (auf jiddisch: „Kreplach“) und „Hamantaschen“ (auch Hamansohren). Diese Speisen sind in den aschkenasischen Gemeinden verbreitet. Die Kreplach werden aus Teig gemacht, zerschnitten, zu Dreiecken gefaltet und mit gehacktem Fleisch gefüllt. 

 

Hamantaschen sind dreieckige Kekse und mit Mohnsamen, Rosinen, Honig und anderen süßen Sachen gefüllt. Warum Mohnsamen? Im Jiddischen heißen Mohnsamen „Mohn“, was im Hebräischen und Jiddischen mit denselben Buchstaben wie „Haman“ geschrieben wird. In Osteuropa hießen sie „Hamantaschen“. In Italien und in Westdeutschland wurden die „Hamansohren“ genannt, und unter diesem Namen wurde sie auch in Israel bekannt. Warum dieser Name? Wegen einer Legende im Midrasch, nach der Haman den Königspalast trauernd und beschämt und mit abgeschnittenen Ohren betrat. In Polen gab es eine Überlieferung, dass Haman einen dreieckigen Hut, ähnlich dem Napoleons, trug, und deshalb werden die Hamantaschen in dieser Form gebacken. Eine andere Erklärung ist, dass die drei Ecken der Hamantaschen die Urväter Abraham, Isa’ak und Jakob darstellen, durch deren Verdienste die Juden erlöst werden würden.

 

„Mischloach Manot“ - die Verteilung von Purimgeschenken:

Es ist ein alter Brauch Purimgaben und -geschenke („Mischloach Manot“) an die Armen am Festtage zu verteilen. Im Buche Nehemia steht, dass Nehemia am ersten Tag des Monats Tischri zum Volke sagte: „Gehet hin, esset das Fette und trinkt das Süße und sendet Portionen zu denen, für die nichts zubereitet wurde.“ Als daher der Brauch, Purim mit einem Festmahl zu feiern, eingeführt wurde, wurde auch der alten Sitte gefolgt, den Armen Gaben zu senden. Der Brauch verbreitete sich überall in der Diaspora, wobei sich in verschiedenen Gemeinden verschiedene Versionen entwickelten.  Als „Mischloach Manot“ bereitete man Gebackenes in der Form verschiedener Tiere, Schlagzeug (um „Haman zu schlagen“), Soldaten, Helden der Megilla usw. zu. Es wurde aus süßem Teig und buntem Zucker gemacht. Es gab auch mit Mohnsamen, Honig, Früchten oder Fleisch gefüllte Kuchen und natürlich Hamantaschen.

 

Purimrasseln:

Wenn Hamans Name beim Vorlesen der Megilla erwähnt wird rufen die Betenden „Verflucht sei Haman!“, „Möge der Name des Bösen verrotten!“ und „Sein Name und Andenken seien zerstört!“. Besonders unter den Kindern und Jugendlichen ist es Brauch, Bilder von Haman zu zeichnen oder seinen Namen auf Steine und Holzstücke zu schreiben und diese aneinander zu schlagen, so dass sein Name ausgelöscht wird, denn es steht geschrieben: „Das Andenken an Haman soll ausgelöscht werden“. Dies wurde später zu dem Brauch, „Haman zu schlagen“ beim Vorlesen der Megilla in der Synagoge erweitert. Die Kinder bereiteten Blechstücke, Purimrasseln, Rollen, Blechbüchsen  zu - alles das, um den bösen Haman zu schlagen. Es gibt eine volkstümliche Meinung, dass Haman in der Hölle jeden Schlag fühlt, der gegen ihn geführt wird.

 

Purimspiele: 

Im Laufe der Zeit entwickelten sich Purimschauspiele, die auf dem Buche Esther basieren. In diesen traten die Charaktere der Megilla auf: Königin Esther mit der Königskrone, der erhängte Haman und seine Söhne, Mordechai in den Kleidern des Königs und alle anderen. Später wurden Purimschauspiele außer auf Hebräisch auch in den gesprochenen Idiomen Jiddisch und Ladino geschrieben. Am liebsten machten sie sich über Haman und seine Familie lustig. 

 

Masken und Maskeraden: 

Man glaubt, dass der Brauch, sich an Purim zu verkleiden, unter dem Einfluss der christlichen Karnevale entstand. Das ganze Jahr hindurch achtete man sorgfältig darauf, dass „eine Frau nicht Männergewand und ein Mann nicht Frauenkleider anlegen soll“ (Deut. XX,5). Am Purimfest war dies nicht gültig. Männer verkleideten sich als Frauen und Frauen als Männer (dies ist bei den östlichen Gemeinden noch heute Brauch). Besonders die Kinder und Jugendlichen verkleiden sich zu Purim. Erwachsene verkleiden sich hauptsächlich auf Purim-Maskenfesten und Bällen.

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